Üblicherweise liegen im Hafen von Tartus zahlreiche Schiffe der russischen Marine.

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Washington/Moskau – Nach der Drohung des US-Präsidenten Donald Trump, Syrien mit Raketen anzugreifen, sollen die im syrischen Hafen Tartus stationierten russischen Kriegsschiffe ausgelaufen sein. Das schrieb das auf hochaufgelöste Satellitenbilder spezialisierte israelische Unternehmen ImageSat International in einem Posting. Während auf älteren Satellitenbildern elf verschiedene Schiffe im Hafen zu sehen sind, ist auf einem mit 11. April datierten Foto nur ein U-Boot der Kilo-Klasse zu erkennen. Zu den ausgelaufenen Schiffen gehört neben einem weiteren U-Boot auch die Fregatte "Admiral Gregorowitsch". Bei einem Großteil der Schiffe handelt es sich jedoch um Versorgungsschiffe wie die Ingenieur Trubin, die Pishma, zwei Patrouillenboote der Grachonok-Klasse und ein Rettungsschiff der Ochtensky-Klasse.

Der russische Abgeordnete Wladimir Schamanow sagte der Nachrichtenagentur Interfax, die Schiffe seien zur eigenen Sicherheit ausgelaufen. Dies sei eine normale Vorgangsweise, wenn Angriffe drohen würden, erklärte der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses.

Trump hatte am Mittwoch internationale Besorgnis ausgelöst. Der US-Präsident hatte den Russen per Twitter gedroht, sie sollten sich vorbereiten, es würden "nette, neue und schlaue" Raketen kommen. Russland habe geschworen, alle Raketen abzuschießen, die auf Syrien gefeuert würden.

Der Hintergrund für die Social-Media-Kriegserklärung könnte eine verknappte Übersetzung sein. Die Drohung aus dem Weißen Haus war offensichtlich eine Reaktion auf ein TV-Interview des russischen Botschafters in Beirut. Alexander Zasypkin hatte darin angekündigt, Russland werde alle US-Raketen abfangen und die Abschussvorrichtungen ausschalten. Was in den internationalen Agenturen allerdings verloren ging, war der Zusatz Zasypkins, dass die russischen Streitkräfte handeln würden, wenn das Leben der russischen Soldaten in Syrien gefährdet seien. Der Politologe Wassili Kaschin von der Higher School of Economics erklärte gegenüber der russischen Zeitung "Wedomosti", im Wesentlichen habe Zasypkin dasselbe gesagt, wie Generalstabschef Waleri Gerasimow schon vor einem Monat angekündigt hatte – dass Russland seine Einheiten schützen werde. (Michael Vosatka, 12.4.2018)