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Automensch und Motorradfan: Herbert Diess.

Foto: AP Photo/Michael Sohn

Ob es ihn eigentlich nerve, dass er bei VW als Markenchef jetzt eine Dieselkrise managen müsse, die aus einer Zeit stamme, in der er selbst noch gar nicht zu VW gehörte, wurde Herbert Diess vor einem halben Jahr gefragt. Seine Antwort im Zeit-Interview: "Mich interessieren Krisen, weil sie auch immer eine Chance auf schnelle Veränderung sind."

Hat er dabei nur an den Konzern gedacht oder auch an sich selbst? Man weiß es nicht. Nun jedoch gibt es beim weltgrößten Autobauer eine gravierende Änderung, und sie betrifft Diess selbst. Er steigt auf und wird Vorstandschef.

Während ein zweites deutsches Unternehmen von Weltrang, nämlich die Deutsche Bank, bei ihrem Chefwechsel von John Cryan zu Christian Sewing auf ein "Konzerngewächs" setzt, erhofft sich Volkswagen von einem Impulse, der erst seit drei Jahren für das Unternehmen tätig ist.

Ein Automensch aber war Diess schon immer. Als Österreicher darf man ihn bezeichnen, weil er durch seine Eltern einen österreichischen Reisepass hat. Geboren aber wurde er am 24. Oktober 1958 in München, dort studierte er auch Fahrzeugtechnik und Maschinenbau und arbeitete zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Technischen Uni.

Nach einer Station beim Automobilzulieferer und Werkzeughersteller Bosch stieg Diess beim VW-Konkurrenten BMW ein, wo er 2007 in den Vorstand aufrückte und für den Einkauf zuständig war. Aus dieser Zeit stammt sein Image des knallharten "Kostenkillers". Allerdings verhalf sein Sparen BMW zu Rekordergebnissen.

Schon damals hatten die VW-Eigentümer-Familien Porsche und Piëch ein Auge auf ihn geworfen, im Juli 2015 wechselte er dann zu VW, wo er die renditeschwache Kernmarke VW auf Vordermann brachte.

Das ging nicht immer friktionsfrei. Diess und der mächtige Betriebsratschef Bernd Osterloh gerieten ob Diess' strikten Sparkurses so heftig aneinander, dass Osterloh klagte, Diess handle "zutiefst unsozial" und breche dauernd sein Wort. Doch man raufte sich zusammen. "Ich bin nicht der Typ, der so schnell aufgibt", sagte Diess einmal über sich.

Einen Schönheitsfehler hat der Karrieresprung des dreifachen Vaters und Motorradfans allerdings: Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Braunschweig wegen Verdachts der Marktmanipulation sind noch nicht abgeschlossen. Diess ist davon auch betroffen, da er – als die Dieselaffäre bekannt wurde – schon ein paar Wochen im VW-Vorstand saß. (Birgit Baumann, 12.4.2018)