Im IT Security Lab wird bereits getestet.

Foto: fh joanneum

"Keine Theorie ohne Praxis" lautet das Motto der FH Joanneum, und nach diesem Motto wurde Anfang März das Smart Production Lab der FH Joanneum in Kapfenberg eröffnet. Es umfasst einen öffentlich zugänglichen Maker-Space für Prototypen, Einzelstücke und einfaches Ausprobieren – das sogenannte Fab-Lab, ein IT-Security-Lab, das sich der Datensicherheit verschrieben hat – sowie eines von zwei österreichischen SAP Next-Gen Labs.

Bis vor kurzem war das Gebäude Teil der Voestalpine-Böhler-Edelstahl-Werke, seit März stehen die rund 600 m2 Studierenden und der Forschung zur Verfügung. "Im Moment wimmelt es ziemlich, weil schon viele Projekte am Laufen sind", sagt Barbara Mayer, Leiterin des Smart Production Lab. Bereits im Jänner konnten einige Use-Cases starten, größere Projekte werden aber noch kommen.

Zentrales Thema des Smart Production Lab ist die Ausprägung der vertikalen und horizontalen IT-Integration zur digitalen Vernetzung von Maschinen, Systemen und Menschen – von der Lieferung über die Produktion bis zur Kundin beziehungsweise zum Kunden oder vom Produktdesign über die Produktionsplanung und Logistik bis zum fertigen Produkt und dem Reporting.

Digitale Produktion

In angewandten Forschungsprojekten werden Schwerpunkte der digitalen Transformation anhand realer Unternehmensprozesse gemeinsam mit unterstützenden Industriepartnern realisiert.

Dies umfasst Themenfelder wie Internet der Dinge (IoT), Augmented Reality, Big Data, Additive Manufacturing oder IT-Security, die durch die Integration in die Lehre und das Selbstmachen an einem modernen, kreativen Platz die Absolventen auf die digitale Produktion der Zukunft besser vorbereiten sollen und den Wirtschaftsstandort stärken.

Insgesamt entwickelten die Arbeitsgruppen des Instituts Industrial Management 20 Use-Cases, die jeweils in einer der zwei Entwicklungsstufen Advanced oder Research ausgeprägt sind. Die Stufe Advanced umfasst Lösungen, die in vielen großen Industrieunternehmen bereits eingesetzt werden, in österreichischen Mittelstandsunternehmen jedoch noch wenig Verbreitung finden. Sie stellen die erste Ausbaustufe im Smart Production Lab Kapfenberg dar. Die Stufe Research geht über den Stand der Technik hinaus und inkludiert Use-Cases, die auch für fortschrittliche Unternehmen neue Themen bedeuten und vom Institut Industrial Management zukünftig erforscht werden.

Inhaltliche Schwerpunkte

Zu allen Use-Cases wurden die zugrunde liegenden Forschungsfragen, Zielsetzungen sowie der Beitrag des Instituts ausgearbeitet. Einige der Use-Cases, wie digitaler Einkauf, Potenziale von Augmented Reality oder Maschinenanbindung, wurden bereits bei der Eröffnungsfeier präsentiert.

Im Rahmen des Projekts konnten bisher 20 Unternehmen als Kooperationspartner beziehungsweise Sponsoren in unterschiedlichen Intensitäten hinsichtlich Kooperationsumfang und -dauer akquiriert werden. Sie tragen einerseits mit Ressourcen zum Aufbau der Infrastruktur im Smart Production Lab bei und arbeiten andererseits mit der Hochschule in Kapfenberg bezüglich der inhaltlichen Schwerpunkte in den kommenden Jahren zusammen.

Im Maker-Space bzw. Fab-Lab stehen ein Vinyl- und ein Laser-Cutter sowie ein 3D-Drucker zur Verfügung. Jeder könne ausprobieren, sagt Mayer. Die Maschinennutzung sei kostenlos, das Material müsse bezahlt werden. Die Idee der offenen Werkstätte wurde am MIT 2002 erstmals verwirklicht, seit 2009 gibt es eine Fab-Foundation, die sich weltweit um die Entwicklung dieser Labs kümmert. In Österreich gibt es mittlerweile zwölf dieser Maker-Spaces, einen davon nun auch in Kapfenberg. (Gudrun Ostermann, 18.4.2018)