Wien – Die Wächter des Immunsystems sind Einzelkämpfer, haben Wiener Forscher bei Mäusen herausgefunden. Die sogenannten T-Zell-Rezeptoren warten an der Oberfläche der gleichnamigen Immunzellen darauf, Fremdstoffe oder Eindringlinge zu erwischen. Bisher glaubte man, dass sie paarweise oder in Gruppen agieren, doch einer alleine kann bereits effizient Alarm auslösen.

Ein Team um Mario Brameshuber von der Technischen Universität (TU) Wien und Johannes Huppa von der Medizinischen Universität Wien konnte mit einer neuen Kombination verschiedener Methoden erstmals die Aktionen der T-Zell-Rezeptoren an lebenden T-Zellen beobachten. "Einerseits wurden speziell markierte Moleküle verwendet, die als hochpräzise Sonden genau an den richtigen Ort gebracht werden, andererseits kamen neu entwickelte Mikroskopie-Techniken zum Einsatz", so Brameshuber. Bis jetzt brauchte man dazu ein Elektronenmikroskop, in dem man aber nur speziell präparierte tote Zellen betrachten kann.

Erstaunliche Effizienz

Weil die T-Zellen Fremdstoffe (Antigene) extrem gut aufspüren können, glaubte man bisher, dass sich die T-Zell-Rezeptoren in größeren Gruppen zusammenfinden und im Kollektiv nach patrouillieren und Alarmsignale ins Innere der Zelle abfeuern. Dies sei aber überraschenderweise "grundlegend falsch", so die Forscher im Fachjournal "Nature Immunology".

Schon ein einzelnes Wächtermolekül könne Alarm auslösen, wenn es einen Fremdstoff identifiziert. "Offensichtlich handelt es sich beim T-Zell-Rezeptor um eine fein abgestimmte molekulare Maschine, die allein agiert und Bindungsereignisse auf der Zelloberfläche mit erstaunlicher Effizienz in Signalreaktionen übersetzt", so Huppa.

Die neuen Erkenntnisse seien nicht nur für die Grundlagenforschung sehr wichtig. Mit dem Wissen könne man besser erforschen, was bei Krankheiten schief läuft, in denen das Immunsystem körpereigene Zellen angreift. (APA, 16.4.2018)