Sollte er sein Wahlziel verfehlen und nicht der Stadtregierung angehören, will Rudi Federspiel abtreten.

Foto: Florian Lechner

Innsbruck – Blauer Rollkragenpulli mit Sakko und blau hinterlegtem Edelweiß am Revers. Rudi Federspiel bekennt Farbe. Seit 1989 prägt der Touristiker in Tirol das politische Geschehen mit. Mal auf der Liste der FPÖ, die ihn einst wegen Kritik an Jörg Haider aus der Partei geworfen hat, mal auf jener der ÖVP oder auf seiner eigenen Namensliste. Er gilt als personifizierte Schnittmenge zwischen Blau und Schwarz.

Dass er nun wieder für die Freiheitlichen antritt, darf als Glücksfall für die Partei angesehen werden. Im liberalen Innsbruck hätte ein klassischer FPÖ-Politiker kaum Chancen. Federspiel gilt als Gentleman-Rechter. Kein plumper Hetzer, sondern ein erfolgreicher Geschäftsmann mit Faible für Sicherheitspolitik. Die ist auch sein zentrales Wahlkampfthema. Und laut Umfragen zählt er damit zum engeren Favoritenkreis für das Bürgermeisteramt.

Wahlziel über 20 Prozent

Federspiels Wahlziel sind über 20 Prozent für die FPÖ und mindestens zwei Stadtsenatssitze. Er glaubt an ein Rennen zwischen Grünen und Blauen an der Spitze. Für ihn selbst ist das Erreichen der Stichwahl und in der Folge der Bürgermeister die Messlatte. "Das ist mein letzter Versuch, sonst hör ich auf", übt er sich in Wählermotivation. Gehöre er diesmal wieder nicht der Stadtregierung an, werde er der Politik den Rücken kehren. Ein Duell Federspiel gegen den Grünen Georg Willi wäre für den FPÖ-Politiker die wünschenswertere Stichwahlvariante. Denn gegen die regierende Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer wäre es ungleich schwerer, eine Mehrheit Mitte-rechts zu finden.

Thematisch inszeniert sich Federspiel als Hardliner in Sicherheitsfragen. Er will mehr Polizei auf den Straßen und härteres Durchgreifen gegen straffällige Ausländer. Vor allem Frauen würden sich einen "starken Mann" wie ihn wünschen, sagt Federspiel selbstbewusst. Dass Innsbrucks Stadtpolizeikommandant seine Slogans vom unsicheren Kriminalitätshotspot mit Zahlen sinkender Verbrechensraten und steigender Aufklärungsquoten konterkariert, stört den Haudegen wenig: "Der tut mir zu viel beschönigen und beschwichtigen."

"Schmied statt Schmiedl"

Sofern inhaltlich noch Platz bleibt, setzt Federspiel auf Tourismus und Verkehr. Wobei Ersterer ebenfalls untrennbar mit dem Sicherheitsthema verbunden sei: "Tourismus kann sich nur dort entwickeln, wo es sicher ist."

Kein gutes Haar lässt er an der derzeitigen Stadtregierung, der Viererkoalition aus Für Innsbruck, ÖVP, Grünen und SPÖ. Er fühlt sich ausgegrenzt, weil nach der letzten Wahl die Zahl der Stadtsenatssitze auf sieben reduziert wurde und ihm somit die Teilnahme verwehrt blieb. Als Unternehmer kritisiert er die Schuldenpolitik der Stadt und spricht sich offen gegen Projekte wie die neue Stadtbibliothek – "die braucht kein Mensch" – und den Neubau der Patscherkofelbahn sowie die Regionalbahn aus.

Stimmen kosten wird die FPÖ die Vielzahl an kleinen Bürgerlisten, die antreten und ebenfalls Wähler rechts der Mitte fischen. Verbinden will sich Federspiel mit keiner von ihnen. Diesbezügliche Gespräche seien im Sand verlaufen. "Aber die Wähler werden zum Schmied und nicht zum Schmiedl gehen", ist Federspiel überzeugt. (Steffen Arora, 17.4.2018)