Heavy-Metal-Legende Bruce Dickinson ruft dazu auf, wieder mehr miteinander zu sprechen.

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Der Blockchain-Technologie wird eine vielversprechende Zukunft prophezeit.

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Festivalbesucherin Tanja R. genießt ihre erste Indoor-Achterbahnfahrt.

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Wien – Eine große Bühne und eine dunkle Halle voller Menschen, die gespannt auf seine Stimme warten: Das kennt Bruce Dickinson von seiner Tätigkeit als Sänger der legendären britischen Heavy-Metal-Band Iron Maiden nur zu gut. Dass das Publikum sitzt und nicht durch und durch schwarz gekleidet ist, ist bei seinen Auftritten jedoch unüblich. Dickinson eröffnete am Mittwoch das dritte 4Gamechangers-Festival in der Wiener Marx-Halle.

Das Festival solle Start-ups, zukunftsorientieren Corporates und Webstars Raum geben, sich zu präsentieren und zu vernetzen, heißt es vom Veranstalter Puls 4. Mit Normen zu brechen und die (eigene) Zukunft zu verändern, davon handelte auch die Keynote von Tausendsassa Dickinson über seine durchaus bewegte Vergangenheit. Er erzählte von seinem Werdegang bei Iron Maiden und davon, dass ihn der Erfolg mit der Band nicht vollends erfüllte. Der 59-jährige Brite ist unter anderem Pilot, Drehbuchautor, betreibt eine Flugzeugwartungsfirma (Cardiff Aviation) und die Fluglinie Air Djibouti. Weiters vertreibt er vier Biermarken – verständlicherweise mit einem Iron-Maiden-Branding – und hat Zungenkrebs besiegt.

"Sprecht miteinander"

In seiner Rede fand er durchaus kritische Worte für die Digitalisierung und ihre Auswirkungen. Das illegale Downloaden habe die Musikindustrie zerstört, und Social Media seien keine Kommunikation, sondern lediglich "broadcasting". Menschen würden dabei nur nach Aufmerksamkeit suchen. Zwei Dinge sind für den Sänger essenziell, um das "Spiel zu verändern": Bildung und tatsächliche Kommunikation zwischen Menschen.

Dickinson gibt sich während seiner Rede durchaus enthusiastisch, einzig auf die Kommunikation mit Medien hat er keine Lust. Auf die Frage, was jemanden, der seine kürzlich erschienene Autobiografie ("What Does This Button Do?") mit der Hand geschrieben hat und nach wie vor mit einem Nokia 3210 telefoniert, auf ein Digitalfestival verschlage, meint er im Laufschritt Richtung Ausgang: "Das bin halt ich, ich hatte einfach Lust."

"Disrupt the Disruptors"

Zurück zum Festival. Puls 4 hat die Marx-Halle in ein Messegelände verwandelt. Nationale und internationale Start-ups reihen sich mit einer Vielzahl von Ständen aneinander. Wenig überraschend waren viele der ausstellenden Unternehmen Teilnehmer der Puls-4-Start-up-Show "2 Minuten, 2 Millionen". Besucher können mithilfe von Virtual-Reality-Brillen Achterbahn fahren, Lego-Roboter sind anzutreffen, und in Foodtrucks gibt es Bioburger und vegane Snacks.

"Disrupt the disruptors" – unter diesem Motto steht das Festival in diesem Jahr. "Wir möchten von Europa aus die großen Player im Silicon Valley ein wenig herausfordern. Es gibt hier sehr viel Potenzial", sagt ProSiebenSat1Puls4-Chef Markus Breitenecker. Es seien bereits mehr als 8.000 Tickets verkauft, die monatelange Arbeit zahle sich als wieder aus.

Wodurch sich das Festival ebenso definiert, ist die Nonchalance. Hier trifft sich, wer ungezwungen über künftige Geschäfte sprechen möchte. Man duzt einander, es ist keine Pflicht, aber doch irgendwie ein ungeschriebenes Gesetz. Ebenso verhält es sich mit der Mode. Eine Anzughose und Sneakers oder ein Stecktuch in Kombination mit einem Kapperl sind keine Seltenheit. Anlassbedingt tragen am Mittwoch auch viele Besucher Iron-Maiden-Shirts.

Blockchain

Die Blockchain und Kryptowährungen sind ein zentrales Thema des ersten Tages. "Es ist nicht manipulierbar, und darin investiert man! Kann man Kryptowährungen regulieren? Die Antwort ist nein", sagt Magdalena Isbrandt, Gründerin von Bit-Trust Store. Auch "Business-Punk" Gerald Hörhan spricht über das Thema: "Wenn ihr wirklich Geld verdienen wollt, nicht irgendwelche Währungsspekulationen machen, sondern die Technologie dahinter nutzen. Dort liegt die Zukunft."

Neben Diskussionen über die Blockchain und deren Zukunft stehen mehrere Pitching-Sessions auf dem Programm, die wie im Vorjahr auf großes Besucherinteresse stoßen.

Die Marx-Halle hat sich für drei Tage sozusagen in ein Networking-Eldorado verwandelt. Ein kleines Stelldichein mit einem Business Angel hier, ein Tête-à-tête mit einem möglichen Investor dort – die Gesprächsthemen gehen auf jeden Fall nicht aus – ganz im Sinne von Bruce Dickinson. (and, 18.4.2018)