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Alexis Tsipras reiste in einem CH-47-Hubschrauber wie diesem.

Foto: AP/Eurokinissi

Wer in dem Hubschrauber saß, war kein Geheimnis. Dass Alexis Tsipras Termine auf Kastellorizo hatte, der östlichsten griechischen Insel in der Ägäis, musste auch die türkische Armee wissen. Trotzdem stiegen zu Wochenbeginn zwei türkische Militärjets auf und versuchten, den Hubschrauber des griechischen Regierungschefs auf dem Rückflug abzudrängen. Ankara erkennt Griechenlands Grenzen nicht an. Militärische Drohgebärden und kämpferische Rhetorik wechseln sich nun immer schneller ab.

"Wir sind in einem nichterklärten Krieg in der Ägäis", sagte Griechenlands stellvertretender Verteidigungsminister Fotis Kouvelis dem Sender ERT. Die Worte des Altlinken fanden in Athen große Aufmerksamkeit. Anders als Ressortchef Panos Kammenos, zugleich Führer der kleinen rechtspopulistischen Koalitionspartei Anel (Unabhängige Griechen), gilt Kouvelis als bedächtiger Politiker.

Das türkische Störmanöver gegen Tsipras' Flug von Kastellorizo nach Rhodos am Montag war nur eine Episode in dem sehr angespannt gewordenen Verhältnis zwischen beiden Ländern. Vergangene Woche war ein griechischer Kampfjetpilot nach einem der täglichen Abfangmanöver gegen türkische Militärjets abgestürzt und ums Leben gekommen. Die Blackbox seiner Maschine ist inzwischen geortet worden.

Streit um Fahnen

Der türkische Regierungschef hatte daraufhin Tsipras angerufen und ihm kondoliert. Binali Yıldırım drohte aber nur kurz darauf wieder Athen. Die türkische Küstenwache, so gab er bekannt, habe eine griechische Fahne abgenommen, die drei junge Männer mutmaßlich auf Mikros Anthropofas gehisst hatten, einem Inselfelsen bei der Fourni-Gruppe südlich von Samos. Türkische Medien berichteten dann von vier weiteren Fällen, in denen Griechen Fahnen auf unbewohnten Felsen hochgezogen hatten, die Ankara für sich reklamiert.

Das türkische Außenministerium legte mittlerweile noch nach und erklärte, die Türkei beanspruche die vollständige Souveränität über Imia, einen anderen Inselfelsen, wegen dem Griechenland und die Türkei 1996 kurz vor einem Krieg gestanden waren.

Hintergrund der gegenwärtigen militärischen und diplomatischen Spannungen sind vor allem die acht türkischen Soldaten, die sich nach dem vereitelten Putsch im Sommer 2016 nach Griechenland abgesetzt hatten. Sie haben Asyl beantragt und waren in ein Gefängnis in Athen gesteckt worden. Ihre Auslieferung hatte das griechische Höchstgericht mit Verweis auf die Menschenrechtslage in der Türkei abgelehnt. Nun endet auch die maximale Dauer von 18 Monaten in Untersuchungshaft für die Soldaten, wie der Justizminister bekannt gab. Die acht Männer kommen im Mai frei, auch wenn die Justiz bis dahin keine Entscheidung über das Asyl trifft. (Markus Bernath aus Athen, 18.4.2018)