Vollelektronische Stromzähler werden bald in (fast) jedem österreichischen Haushalt die alten, mechanischen Ferraris-Zähler ablösen. Damit soll sichtbar werden, wer wann wo Strom verbraucht.

Fischer

Wien – Der ursprüngliche Zeitplan ist längst Makulatur, die neuen Stromzähler kommen trotzdem. Sieben von zehn Haushalten sollten bereits ein intelligentes Strommessgerät bei sich eingebaut haben. Tatsächlich sind es deutlich weniger als zehn Prozent. Weil viele offene Fragen erst geklärt werden mussten, etwa solche datenschutzrechtlicher Natur, argumentieren die Netzbetreiber.

Man habe die Zeit genutzt und Erfahrungen, die aus diversen Feldversuchen gewonnen wurden, für die Smart-Meter-Ausschreibung genützt. Folge sei ein Höchstmaß an Sicherheit, das man nun gewährleisten könne.

Die Wiener Netze starten mit ihrer großen Umrüstaktion, der größten in der Geschichte des Unternehmens, Ende des Jahres. Irgendwann im November werden in einer ersten Phase 30.000 Haushalte in Teilen Favoritens, Meidlings, der Donaustadt sowie in Neufeld im Burgenland, das ebenfalls von den Wiener Netzen betreut wird, einen Brief in ihrem Postkasten finden, in dem sie über den bevorstehenden Tausch ihres Ferraris-Zählers gegen ein neues, digitales Strommessgerät informiert werden.

Keine Mehrkosten

Für die Kunden seien damit keine Mehrkosten verbunden, sagte der Geschäftsführer der Wiener Netze, Hermann Nebel. Die 230 Millionen Euro, die der Tausch der 1,6 Millionen Zähler allein in Wien kostet, werden durch die Messgebühren abgetragen, die jeder Haushalt mit der Stromrechnung mitbezahlt. In ganz Österreich sind rund 5,5 Millionen Stromzähler zu tauschen.

Drei Optionen

Sobald die Verständigung über den bevorstehenden Zählertausch eintrudelt, kann jeder Haushalt zwischen drei Möglichkeiten wählen: Er kann sich für ein 15-minütiges Ablese-Intervall entscheiden (Opt-in-Variante), für die sogenannte Standard-Variante, bei der einmal täglich gemessen wird oder für den Opt-out-Fall. Bei Letzterem wird der Stromverbrauch wie bisher einmal jährlich erhoben, anders als bisher aber per Fernablesung durch den Netzbetreiber und nicht mehr durch Hausbesuch oder Selbstablesung durch den Wohnungsnutzer. Den Einbau eines neues Geräts verhindern kann niemand.

Der Zählertausch selbst dauere nicht länger als zehn, fünfzehn Minuten, sagte Nebel. Sofern der Zähler nicht in einem unzugänglichen Bereich installiert sei, bekämen die Wohnungsinsassen vom Tausch nichts mit.

Hintergrund für den Tausch der jahrzehntelang im Einsatz befindlichen Zähler in schwarzem Gehäuse mit sich drehender Scheibe ist eine EU-Verordnung. Demnach müssen 80 Prozent der Haushalte bis 2020 mit vollelektronischen Stromzählern ausgestattet sein.

Höhere Quote

Der österreichische Gesetzgeber schreibt eine noch höhere Quote bis 2022 vor: 95 Prozent der Geräte müssen bis dorthin getauscht sein. Weil erst dank dieser digitalen Geräte Stromfresser lokalisiert werden können, erhofft man sich auf EU- und nationaler Ebene unterm Strich substanzielle Einsparungen beim Stromverbrauch.

Smart Meter erlauben Stromversorgern, neue Geschäftsmodelle mit unterschiedlicher Tarifierung zu testen – abhängig vom Zeitpunkt des Stromverbrauchs.

Den Zuschlag für die Smart Meter hat sich in Wien ein Konsortium aus Siemens, Landys & Gyr sowie Iskra aus Slowenien gesichert. In unterschiedlicher Konstellation finden sich diese auch als Gerätelieferanten anderer Netzgesellschaften in Österreich wieder. (Günther Strobl, 19.4.2018)