Louis Schaub hatte gegen Sturm das Nachsehen. Die Grazer werden gegen Salzburg das Cup-Finale bestreiten.

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Bright Edomwonyi (links) und Eze Emeka Friday waren Matchwinner für Sturm, ...

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... bei Salzburg glänzte Cican Stankovic als Elferkiller.

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Graz/Mattersburg – Sturm-Trainer Heiko Vogel schwärmte von einem "Fußballfest" und strapazierte mit Blick auf das Cup-Finale gegen Titelverteidiger Salzburg sogar ein abgewandeltes Zitat aus "Also sprach Zarathustra" von Friedrich Nietzsche. "Mit Red Bull wartet jetzt 'ne Übermannschaft, der wir in einem Spiel vielleicht den Titel abringen können", sagte der Deutsche nach dem 3:2-Halbfinalsieg nach Verlängerung über Rapid.

Während sich die Grazer nach packenden 120 Minuten bereits auf das Endspiel am 9. Mai in Klagenfurt freuen durften, hieß es für die Hütteldorfer Wunden lecken. "Das ist extrem ärgerlich", meinte Trainer Goran Djuricin, der die eklatanten Fehler bei den ersten beiden Gegentoren durch Bright Edomwonyi beklagte. "Wir haben es ihnen sehr leichtgemacht, in zwei, drei Situation nicht gut verteidigt, das müssen wir abstellen. Wir hätten die Partie wirklich gewinnen können."

"Wieder kein Titel, das tut weh"

Fredy Bickel, der als Sportgeschäftsführer für die Entscheidung über eine Vertragsverlängerung mit Djuricin hauptverantwortlich ist, fand dennoch positive Worte. "Ich habe die Ansätze einer großen Mannschaft gesehen, wie wir reagiert haben. In solch einer Partie zweimal einen Rückstand aufzuholen, das war Klasse. Wir haben schlussendlich unglücklich verloren."

Der Cup war Rapids letzte Titelchance in dieser Saison, seit dem Meistertitel 2008 hat der Klub keine Trophäe mehr geholt. Und der letzte Cupsieg datiert aus dem Jahr 1995. "Wieder kein Titel, das tut weh und ist bitter", meinte Louis Schaub, der in der 89. Minute den Matchball ausgelassen hatte, als er an Tormann Jörg Siebenhandl scheiterte. "Was die erste Halbzeit betrifft, können wir uns einiges vorwerfen. Wir hätten aber gegen Ende das Spiel auch entscheiden und das Momentum nützen können."

"Finale mit drei Mannschaften gibt es leider nicht"

Sturm nutzte dagegen Rapids "blöde Fehler" (Djuricin) eiskalt aus und ging in der regulären Spielzeit zweimal durch den pfeilschnellen Edomwonyi (24., 62.) in Führung, die Schaub (58.) und Giorgi Kvilitaia (84.) jeweils egalisierten. In der Verlängerung entschied dann ein Kopfballtor von Emeka Eze (102.), der für Edomwonyi eingewechselt worden war, die Partie in der mit 15.750 restlos gefüllten Merkur-Arena. "Zum Schluss hat der Glücklichere gewonnen", meinte Djuricin und pries das Spiel als "Werbung für den österreichischen Fußball".

Auch für Vogel war dieses Match "etwas Besonderes". Der 42-Jährige sprach aber von einem verdienten Sieg seiner Mannschaft, "weil wir die klareren Chancen hatten". Gleichzeitig lobte er die Leistung von Rapid: "So ein Tempo über 120 Minuten habe ich in letzter Zeit nicht gesehen. Ein Finale mit drei Mannschaften gibt es leider nicht. Mir war die Qualität des Gegners bewusst, das hat sich auch bestätigt. Es war mental ein schwieriges Spiel, aber meine Mannschaft ist immer wieder zurückgekommen und hat nie an sich gezweifelt."

Assistgeber Siebenhandl

Sein Schlussmann Siebenhandl war ebenfalls überglücklich. "Es war das intensivste Spiel in meiner Karriere. Es war eine überragende Mannschaftsleistung von uns vor zwei Fangruppen, die für ihre Mannschaft alles tun, wie auch wir für unsere Fans."

Siebenhandl hatte mit einem weiten Ausschuss das 1:0 vorbereitet, nachdem er schon am Samstag beim 3:0-Heimsieg gegen Mattersburg auf diese Art einen Assist geliefert hatte. "Ich weiß, dass ich ganz gut ausschießen kann, und wir haben schnelle Stürmer. Ich will schon, wenn es die Situation erlaubt, auf unsere schnellen Spitzen spielen", erklärte der ÖFB-Teamtorhüter. Jetzt freut sich Siebenhandl auf Klagenfurt: "Ich war 2010 im Kader von Wiener Neustadt und erinnere mich an die Kulisse, die damals durch die vielen Sturm-Fans überragend war." Damals feierten die Grazer vor 28.000 Zuschauern einen 1:0-Finalsieg. Es war der vierte und bisher letzte Cup-Triumph der Grazer.

Bis zum Endspiel warten aber noch drei Meisterschaftspartien auf Sturm: Nach dem Pack-Derby am Samstag (16 Uhr) in Wolfsberg kommt es am 29. April in der wohl wieder ausverkauften Merkur-Arena zum schnellen Wiedersehen mit Rapid. Und eine Woche später gastiert Sturm am 6. Mai im möglicherweise vorentscheidenden Ligamatch in Salzburg, bevor es nur drei Tage später zum Cup-Showdown der beiden Teams kommt.

Salzburg feiert Ersatzgoalie

Der SV Mattersburg verpasste diesen Cup-Showdown in Klagenfurt nur haarscharf. Gerald Baumgartner sollte sich irren. "Das ist unser Pott jetzt. Jetzt kann nichts mehr schiefgehen", gab Mattersburgs Trainer seinen Schützen ins Elfmeterschießen mit.

Wenige Minuten später schlichen seine Schützlinge nach einem 0:3 vom Punkt geschlagen vom Feld, während Salzburg den fünften Einzug ins Cup-Finale in Folge bejubelte. Vater des Sieges war Cican Stankovic.

Die im Cup eingesetzte Nummer zwei hinter Alexander Walke parierte im Elferschießen zwei Versuche, dazu schoss Mattersburgs Nedeljko Malic in die Wolken. Schon in der regulären Spielzeit hatte Stankovic einen Elfer von Smail Prevljak gehalten und sein Team vor einer Niederlage bewahrt. "Heute war Cicans Tag", sagte Kapitän Valon Berisha. Stankovic strahlte: "Es passiert nicht aller Tage, dass man in einem Spiel vier Elfmeter halten kann."

"Kein Trick beim Elferschießen"

Der 25-Jährige ließ keine Zweifel an den ambitionierten Zielen aufkommen. "Wir wollen in der Bundesliga dranbleiben, dann kommt die Europa League, wo wir auch ins Finale wollen. Wir haben noch Großes vor."Gelingt der Aufstieg über Marseille, winkt sogar das Triple.

Ein Erfolgsrezept im Elferschießen habe es nicht wirklich gegeben, verriet Stankovic. "Ich wusste, wo die Schützen ihre Lieblingsecken haben. Aber im Spiel entscheidet man dann selber. Das ist Gefühlssache." In einer Szene wäre Stankovic dennoch geschlagen gewesen. Nach einem Kopfball des Spaniers Jano parierte er den Ball wohl hinter der Torlinie, was zu Aufregung im Pappelstadion führte. Schiedsrichter Manuel Schüttengruber gab Minuten später einen umstrittenen Strafstoß für die Hausherren, den Prevljak aber verschoss. Andreas Gruber ließ im Finish der regulären Spielzeit eine weitere Topchance der Gastgeber ungenutzt.

Kraftreserven am Limit

Schon am Ende der regulären Spielzeit hatten sich bei den eine Stunde lang vergeblich anrennenden Salzburgern Verschleißerscheinungen bemerkbar gemacht.

"Die Themen, die wir im Moment haben, sind bekannt. Dass man die irgendwann mal sieht, ist auch klar", meinte Rose. "Aber wie bereit die Mannschaft wieder war, zu investieren und dranzubleiben war außergewöhnlich", lobte der Deutsche die Mentalität seiner Elf. Der Aufstieg gebe neue Energie. "Wir stehen morgen auf und sind happy. Wir wissen, wir sind im Finale. Wir müssen keine Energie verschwenden, uns aufzurichten. Wir müssen einfach unsere Körper wieder hinbiegen", sagte Rose.

Schritt für Schritt lautet weiter das Salzburger Motto. Rose wollte nach dem Cup-Fight im Burgenland erst einmal "die Wunden lecken". Der nach einer halben Stunde ausgetauschte Amadou Haidara erlitt eine Fleischwunde am Knie. Andreas Ulmer musste mit muskulären Problemen vom Rasen. Schon vor der Partie hatten Hwang Hee-chan und Reinhold Yabo angeschlagen passen müssen.

"Regelkonformes Tor" aberkannt

Trainer Baumgartner ärgerte sich über das nicht gegebene "regelkonforme Tor", Gruber sah ebenfalls den Schiedsrichterassistenten als Buhmann. "Wenn man das als Linienrichter nicht sieht, dass der Ball einen halben Meter drin ist, wo schaut er hin?", meinte der Offensivmann.

Baumgartner war niedergeschlagen: "Grundsätzlich ist es schwer, gegen Salzburg zu null zu spielen. Wir haben es geschafft, sind aber trotzdem nicht aufgestiegen. Genau das macht die Sache umso bitterer." (APA, red, 19.4.2018)