Von der Weichmaulforelle existieren nur fünf spezifische Populationen. Am besten erhalten ist die Population im Fluss Neretva. Staudammprojekte drohen jedoch mindestens 50 Prozent dieser Population auszurotten. Staudämme am Fluss Morača würden laut einer neuen Studie die dortige Population dieser Art aller Voraussicht nach komplett auslöschen.

Foto: Riverwatch/A. Hodalič

Wien – In den Flüssen zwischen Slowenien und Griechenland leben 113 bedrohte und geschützte Fischarten. Noch, wie eine neue Studie zeigt, die unter anderen von Steven Weiss von der Universität Graz erstellt wurde. Denn für die Fischfauna hätte der Bau von geplanten Wasserkraftwerken auf dem Balkan gravierende Folgen, wie auch die Umweltschutzorganisationen Riverwatch und Euronatur betonen, die die Studie mitfinanziert haben.

Demnach wird prognostiziert, dass bei der Umsetzung der Kraftwerkspläne elf Fischarten global aussterben könnten und weitere 38 Arten an den Rand des Aussterbens gebracht werden. "Der Wasserkraftausbau gefährdet dadurch etwa zehn Prozent aller Flussfischarten Europas", sagt Weiss.

Riverwatch schätzt, dass 2.800 Wasserkraftwerke in der Region geplant oder im Bau sind, mehr als ein Drittel davon auf Natura-2000-Gebieten.

Ausgestorben geglaubte Art gefunden

Zu den durch diese Pläne bedrohten Arten gehören zum Beispiel der bis zu 1,5 Meter lange Huchen oder die zehn Zentimeter kleine Dalmatinische Elritze. Einige Arten leben ausschließlich auf wenigen Kilometern Fließgewässern, etwa die Prespa-Forelle oder der Vardar-Streber, eine Barschart, die als ausgestorben galt, im Rahmen dieser Erhebungen in einem mazedonischen Flussabschnitt jedoch wiederentdeckt wurde.

Drei Flüsse sind auf dem Balkan von besonders großer Bedeutung: die Neretva und die Drina in Bosnien-Herzegowina sowie die Morača in Montenegro. Hier leben zusammengenommen mehr als 50 gefährdete und geschützte Arten. In diesen drei Flüssen sollen jedoch auch große Staudämme entstehen.

EU-Kommission erwägt Unterstützung

Die EU-Kommission hat kürzlich eine Liste von "prioritären Wasserkraftprojekten" auf dem Balkan vorgestellt, die sie möglicherweise finanziell unterstützen will. Darin finden sich allein zehn Projekte an diesen drei Flüssen, informiert Riverwatch. Am 17. Mai will die Kommission in Sofia die endgültige Liste der "prioritären Wasserkraftvorhaben" präsentieren.

Ein EU-Beamter sagte dem britischen "Guardian", dass die nun vorliegende Studie "einen Denkanstoß geben sollte". Es sei eindeutig nicht möglich, dass jeder Plan für Staudämme umgesetzt wird. Das wäre sonst, als würde man "Beton über die gesamte Region gießen".

"Wenn sich die EU an ihre eigenen Gesetze hält, muss sie diese Staudammprojekte stoppen, anstatt sie zu forcieren. Diese Flüsse sollten Nationalparks werden und nicht in Stauseen untergehen", sagt Ulrich Eichelmann von Riverwatch. (july, 19.4.2018)