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Die syrische Nachrichtenagentur Sana veröffentlichte am Donnerstag Bilder, die russische und syrische Soldaten bei der Evakuierung Doumayrs zeigen

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Am Donnerstagabend flammten um das Flüchtlingslager Yarmouk wieder Gefechte auf.

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Russische Soldaten in Douma.

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Damaskus – Die USA werfen Syrien und Russland vor, die Untersuchung des mutmaßlichen Giftgasangriffs auf die ehemalige Rebellenbastion Douma zu behindern. Beide Länder versuchten, das vermutete Angriffziel zu "reinigen" und so belastende Beweise für den Einsatz von Chemiewaffen verschwinden zu lassen, erklärte das US-Außenministerium am Donnerstag. Dafür gebe es glaubwürdige Hinweise.

Demnach bemühten sich Vertreter Russlands zusammen mit der Regierung in Damaskus, der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) den Zutritt zu Douma zu verweigern und die Ankunft der Kontrolleure zu verzögern.

Russen untersuchen angeblich Cruise Missiles

Nach dem westlichen Luftangriff in Syrien sind dem russischen Militär eigenen Angaben zufolge zwei nicht explodierte Marschflugkörper in die Hände gefallen. Die Waffen seien zur Untersuchung nach Russland gebracht worden. Das sagte eine Quelle im Verteidigungsministerium am Donnerstag in Moskau der Agentur Interfax.

Besonders interessant seien die Steuerung und die radarabweisende Oberfläche der gut erhaltenen Marschflugkörper. Die USA, Frankreich und Großbritannien hatten in der Nacht zum Samstag Ziele in Syrien beschossen und dies mit Vergeltung für einen Giftgasangriff in der syrischen Stadt Duma begründet. Er geht nach westlicher Einschätzung auf das Konto der syrischen Regierung. US-Präsident Donald Trump hatte vorher in einem Tweet den Einsatz von Raketen angekündigt, die "schön und neu und smart" seien.

Die USA setzten bei dem Angriff Marschflugkörper der US-Typen JASSM (von Bombern) und Tomahawk (von Schiffen) ein. Britische und französische Flugzeuge feuerten in Europa entwickelte Marschflugkörper des Typs Scalp (Storm Shadow) ab, eine französische Fregatte zudem die neue Skalp-Marineversion MdCN.

Russen melden "Chlorbehälter"-Fund

Am Ort des mutmaßlichen Giftgasangriffs in Syrien sind nach russischen Angaben Chemikalien aus deutscher und britischer Produktion gefunden worden. Syrische Regierungstruppen seien in der früheren Rebellenregion Ost-Ghouta auf "Chlorbehälter" aus Deutschland und auf Rauchgranaten aus Großbritannien gestoßen, teilte das russische Außenministerium am Donnerstag in Moskau mit.

Welche Schlüsse aus den angeblichen Funden zu ziehen seien, ließ Außenamtssprecherin Maria Sacharowa offen. Allerdings hatten russische Stellen in den vergangenen Tagen verstärkt den Vorwurf erhoben, dass es sich bei dem mutmaßlichen Chlorgasangriff in Douma am 7. April um eine "Inszenierung" von Rebellen handle, die damit die syrische Armee in Misskredit bringen wollten.

Die Funde in Ostghouta umfassten laut Sprecherin Sacharowa "Behälter aus Deutschland mit Chlor, der schlimmsten Art chemischer Waffen, sowie Rauchgranaten, die hergestellt wurden in – aufgepasst! – Salisbury". In der englischen Stadt Salisbury hatte sich im vergangenen Monat der Giftanschlag auf den russischen Ex-Spion Sergej Skripal und seine Tochter ereignet.

Salafisten ziehen ab

Nach ihrem Sieg über die Rebellen in Ostghouta nimmt die syrische Regierung die verbliebenen Widerstandsbastionen ins Visier. Aus der etwas weiter östlich gelegenen Enklave Doumayr zogen die Kämpfer der Salafistengruppe Jaysh al-Islam ab. Das staatliche Fernsehen zeigte am Donnerstag, wie sie mit Familienangehörigen in Bussen davonfuhren. 5.000 Personen, darunter 1.500 Kämpfer, sollen in den Norden gebracht werden. Ihre schweren Waffen gaben sie dem Bericht zufolge auf.

In der Enklave um die Stadt Rastan bei Homs verhandelten nach Informationen der in Großbritannien ansässigen Syrischen Beobachtungsgruppe für Menschenrechte russische Unterhändler und Rebellen über deren Abzug. Auch in der Enklave Ostqalamoun dränge die Armee die Rebellen zu Abzugsverhandlungen. Den Extremisten im Gebiet von Yarmouk und al-Hajar al-Aswad nahe der Hauptstadt Damaskus stellte die Armee einem Pressebericht zufolge ein Ultimatum: Wenn sie nicht binnen 48 Stunden einem Abzug zustimmten, würden die Armee und verbündete Milizen eine Offensive starten, um sie von dort zu vertreiben, berichtete die regierungsnahe Zeitung "Al-Watan".

Palästinenser geflohen

Das Gebiet wird von Angehörigen der Extremistengruppen "Islamischer Staat" und Al-Nusra gehaltenen. Das rund acht Kilometer vom Zentrum der Hauptstadt entfernte Yarmouk war vor Ausbruch des Bürgerkriegs im Jahr 2011 das größte Palästinenserlager in Syrien. Die meisten Einwohner sind geflohen.

Die syrische Armee hat mit russischer und iranischer Unterstützung nahezu das gesamte Land wieder unter ihre Kontrolle gebracht. Zuletzt waren Rebellen nach wochenlangem Beschuss aus der Enklave Ostghouta bei Damaskus abgezogen. (APA, Reuters, 19.4.2018)