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Stahlbarone, Ölmagnaten und Bankiers haben die Top Ten der russischen Oligarchie fest im Griff. Im Bild: der Besitzer von Severstal, Alexej Mordaschow, der mit 18,7 Milliarden Dollar Platz zwei belegt.

Foto: Reuters/SERGEI KARPUKHIN

Vorn bleibt alles beim Alten: Stahlbarone, Ölmagnaten und Bankiers haben die Top Ten der russischen Oligarchie fest im Griff. Dieses Jahr ist laut "Forbes" der 61-jährige Besitzer des Stahlwerks Nowolipezk, Wladimir Lissin, mit einem geschätzten Vermögen von 19,1 Milliarden Dollar der Krösus. Im Vergleich zum vergangenen Jahr konnte er sein Kapital um drei Milliarden Dollar steigern. Auf Rang zwei bleibt wie 2017 der Besitzer von Severstal, Alexej Mordaschow, mit 18,7 Milliarden Dollar – ein Plus von 1,2 Milliarden. Auf Rang drei ist der Vorjahressieger Leonid Michelson abgerutscht, der sein Geld vor allem mit Gas (Nowatek) und Petrochemie (Sibur) macht, dabei aber in diesem Jahr 400 Millionen Dollar verloren hat und daher "nur" noch 18 Milliarden wert ist.

Dahinter reihen sich Lukoil-Chef Wagit Alekperow (16,4 Milliarden), Nowatek- und Sibur-Aktionär Gennadi Timtschenko (16 Milliarden), Nornickel-Chef Wladimir Potanin (15,9 Milliarden), der inzwischen auf Düngemittel umgesattelte Ex-Bankier Andrej Melnitschenko (15,5 Milliarden), Alfa-Bank-Chef Michail Fridman (15,1 Milliarden), Wiktor Wekselberg von der Investmentholding Renova (14,4 Milliarden) und Stahl- und Telekommagnat Alischer Usmanow (12,5 Millionen) ein. Alle zehn stellten auch im vergangenen Jahr – in leicht veränderter Reihenfolge – die Top Ten der russischen Dollarmilliardäre.

Echte Auftsteiger sind rar

Die Zahl der russischen Milliardäre insgesamt ist 2018 erstmals seit Beginn der Krise 2014 wieder über die Marke von 100 gesprungen. Im Vergleich zum vergangenen Jahr dürfen sich zehn mehr Russen "Forbes"-Milliardär nennen – insgesamt 106.

Allerdings sind nur die wenigsten echte Aufsteiger: Gerade einmal drei der gezählten Milliardäre sind jünger als 40 Jahre alt. Einer davon, der 36-jährige Kirill Schamalow, geht dabei kaum als Selfmade-Unternehmer durch. Der Absolvent der Petersburger Staatsuniversität ist Sohn von Nikolai Schamalow, der sein erstes Geld in den 90er-Jahren als Vertreter von Siemens Medizintechnik machte, später dann Bankier wurde und in den elitären Kreis des ominösen Datscha-Kooperativs "Osero" um Wladimir Putin aufstieg.

Auch der jüngere Schamalow soll beste Beziehungen in den Kreml besitzen, Medienangaben nach ist er der Schwiegersohn des Kremlchefs. Da nimmt es nicht wunder, dass er vor ein paar Jahren günstig an Aktienpakete des Gasriesen Nowatek und des in Sibirien beheimateten Chemieunternehmens Sibur gekommen ist. Forbes taxiert sein Vermögen auf 1,4 Milliarden Dollar.

Geld machen in der Pharmazie

Interessanter ist da schon die Erfolgsgeschichte von Alexej Repik. Der 38-Jährige besitzt 2,1 Milliarden Dollar und soll sein Geld in der Pharmazie gemacht haben. Repik ist Gründer und Besitzer des Arzneimittelherstellers R-Farm. Im vergangenen Jahr hat die japanische Mitsui ein Zehnprozentpaket an dem Unternehmen gekauft.

Repik sitzt im Wirtschaftsbeirat des Präsidenten und ist Kovorsitzender des Unternehmerverbands Delowaja Rossija. Allerdings gibt es auch bei R-Farm einige schwarze Flecken. So haben die Behörden 2017 Untersuchungen wegen mutmaßlicher Korruption bei staatlichen Aufträgen eingeleitet. Anfang 2018 sprach das Kartellamt von manipulierten Ausschreibungen durch Strohmänner, durch die R-Farm einen Teil seiner Aufträge gewonnen habe. Kurz darauf allerdings ruderte Kartellamtschef Igor Artemjew zurück und erklärte, es gebe keinen Grund für weitere Untersuchungen. Zufall oder nicht: Repik ist seit kurzem Mitglied des Expertenrats beim Kartellamt.

Skandalnudel und Netzwerkgründer

Die wohl schillerndste Persönlichkeit allerdings ist der erst 33-jährige Pawel Durow. Der gebürtige Petersburger hat sich als Gründer des sozialen Netzwerks VKontakte einen Namen gemacht, allerdings auch als Skandalnudel, als er Rubelscheine zu Papierfliegern faltete und sie aus dem Fenster seines Büros warf, während sich unten die Menge um das Geld prügelte.

Noch bekannter wurde allerdings sein Kampf für die Freiheit des Internets. 2014 musste er sich von VKontakte trennen, weil er sich vorher geweigert hatte, Daten von Euromaidan-Demonstranten aus dem Netz an den FSB zu übergeben. Seither lebt er als "Internetnomade" im Ausland und hat dort mit dem Messenger-Dienst Telegram einen weiteren Volltreffer gelandet. Und wieder gab es Streit mit dem Geheimdienst. Weil er die Verschlüsselungscodes seines Dienstes nicht an die russischen Behörden herausrücken wollte, versuchen diese nun seit einer Woche, Telegram in Russland zu blockieren – mit wechselndem Erfolg.

Für Durow selbst ist die Geschichte durchaus geschäftsfördernd. Sein nächstes Projekt ist die Herausgabe einer Kryptowährung, die durch den Skandal mit den russischen Behörden international reichlich PR erfährt. (André Ballin, 20.4.2018)