Wien – Träume bedeuten nichts, sie sind nur Geräusch und nicht real. Aber was ist schon real? In der Serie "Westworld" war das nicht immer leicht zu unterscheiden.

Und wenn es nach Jonathan Nolan und Lisa Joy, den Erfindern der HBO-Serie geht, soll es in der zweiten Staffel so bleiben: Am Sonntag gehen Mensch und Kreatur des genial-brutalen Paralleluniversums in den USA zum zweiten Mal höchst eigene und eigenartige Wege, in der Nacht auf Montag auch hierzulande auf Sky.

Achtung: In den nächsten Absätzen werden künftige Handlungsstränge angedeutet, vage zwar, aber immerhin.

Maeve (Thandie Newton) lässt Lee (Simon Quarterman) nicht aus den Fingern.
Foto: John P. Johnson/HBO

Die nächste Runde beginnt mit zackig durchgeführten Aufräumarbeiten, die nicht nur ins Innere eines un-menschlichen Gehirns führen, sondern darüber hinaus den Verhaltensprogrammierer Bernard Lowe (Jeffrey Wright) ins nächste Level bringen, das mindestens ebenso hart ist, wie das in Staffel eins mehr recht als schlecht bewältigte.

Wer ist hier das Monster?

Mit geradezu biblischer Wucht werden die grundsätzlichen Fragen des Menschseins aufgeworfen: "Macht euch die Erde untertan", lautete der ursprüngliche Auftrag. Aber die Menschen versagten. Sie schufen seelenlose Roboter, beuteten sie aus, nahmen ihnen ihre Persönlichkeit, ihre Emotionen, ihre Gedächtnisse und nutzten sie für ihre Zwecke. Wer ist hier das Monster?

Dolores (Evan Rachel Woods) will Rache, Teddy (James Madson) darf mit.
Foto: John P. Johnson/HBO

Irgendwann war Schluss damit, und die Kreaturen rächten sich. Grausam. Warum? Weil sie sich plötzlich erinnerten, und weil sie es konnten. Hier stehen wir am Beginn von Westworld 2. Die Rachegöttinnen Dolores (Evan Rachel Woods) und (Thandie Newton) gehen gründlich ans Werk, auf der anderen Seite suchen Charlotte (Jessa Thompson) und Bernard fieberhaft nach einem Gegenmittel. Man kann beide verstehen.

Zumindest in dieser ersten Folge, die prie-view vorab sah, ist HBO mit seinem Ziel in "Westworld" einen würdigen Nachfolger von "Game of Thrones" geschaffen zu haben, einen Schritt weiter. Der Westen bleibt wild und knüpft an die spätestens seit "Twin Peaks" allein gültige Wahrheit an: Die Dinge sind nicht, was sie scheinen.

Zitat der Folge: "All of it." Und zwar restlos alles. (prie-view, 20.4.2018)