Damaskus/Wien – Auch nach dem Angriff der USA, Großbritanniens und Frankreichs auf Syrien am vergangenen Samstag setzt die syrische Armee ihre Offensive gegen die Rebellen fort. Aus der Ostghouta hatten sich die Rebellen bereits vorige Woche weitgehend zurückgezogen. Nun nimmt die Regierung die restlichen Widerstandsnester ins Visier: In der Nacht auf Freitag griff Syriens Armee die Stellungen Jarmuk und al-Hadschar al-Aswad an. Das Gebiet etwa acht Kilometer südlich von Damaskus wurde vor allem von Kämpfern der Extremistengruppen "Islamischer Staat" (IS) und Al-Nusra kontrolliert. Nach stundenlangen Bombardements kapitulierten die Rebellen am Freitag schließlich. Bereits am Donnerstag hatten Rebellengruppen in Dumayr im Nordosten der Stadt und im Ostkalamun weiter nördlich ihren Rückzug erklärt.

Die Offensive kommt nur eine Woche nach dem Luftangriff des Westens auf syrische Anlagen. Die USA, Großbritannien und Frankreich hatten der syrischen Regierung vorgeworfen, Giftgas im Kampf gegen die Rebellen im Land eingesetzt zu haben – eine rote Linie, wie sie betonten. Dies bestreiten jedoch sowohl Syrien als auch dessen Verbündeter Russland.

Moskau verschärft unterdessen seine Strategie gegenüber dem Westen. Russland nahm den aus seiner Sicht nicht gerechtfertigten Angriff zum Anlass, die syrische Regierung mit Luftabwehrraketen zu versorgen. Jede moralische Verpflichtung für einen Verzicht sei nun hinfällig, ließ der russische Außenminister Sergej Lawrow wissen. Außerdem stellte sein Stellvertreter Sergej Ryabkow am Freitag die Grenzen Syriens infrage: "Wir wissen nicht, ob es möglich sein wird, Syrien als ein Land zu erhalten."

Giftgaseinsatz ungeklärt

Während sich der Ton zwischen Ost und West verschärft, bleiben die Hintergründe zu dem mutmaßlichen Giftgaseinsatz in Douma am 7. April weiter im Dunklen. Seit Tagen können unabhängige Inspektoren der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) nicht zum mutmaßlichen Tatort gelangen. Das US-Außenministerium wirft Syrien und Russland vor, den Ort des Geschehens zu "reinigen" und die Untersuchungen damit zu behindern. Es wären Regierungsvertreter beider Länder, die die Ankunft der Kontrolleure verzögern würden, so die Kritik aus Washington.

Russland beschuldigt wiederum die Rebellen, die Inspektoren nicht nach Douma zu lassen. Am Mittwoch waren UN-Sicherheitsmitarbeiter unter Beschuss geraten, die Inspektoren brachen daraufhin ihren Einsatz ab. Am Freitag wurde erstmals wieder ein Fahrzeug einer internationalen Organisation am mutmaßlichen Tatort gesehen, es soll aber nicht den UN gehören. (red, 20.4.2018)