Kabul – Ein Selbstmordattentäter hat in der afghanischen Hauptstadt Kabul vor einem Zentrum zur Wählerregistrierung am Sonntag mindestens 52 Menschen in den Tod gerissen. Weitere 112 Menschen wurden laut Behörden verletzt. Zu der Tat bekannte sich die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS). Der erneute Anschlag verschärft die Sorge um die Sicherheit der für Oktober geplanten Parlamentswahlen.

"Es ist am Eingangstor des Zentrums passiert. Es war ein Selbstmordanschlag", sagte der Polizeichef von Kabul, Dawood Amin, der Nachrichtenagentur AFP. Alle Opfer seien Zivilisten, unter ihnen auch Frauen und Kinder, erklärte Najib Danesh, Sprecher des Innenministeriums, im Online-Netzwerk Facebook.

Der Fernsehsender Ariana zeigte Bilder von Blutlachen und Glassplittern auf der Straße. Wütende Menschen riefen "Tod der Regierung" und "Tod den Taliban". Ein Verletzter, der im Krankenhaus lag, sagte dem Sender: "Ich weiß nicht, wo meine Töchter sind." Ein Augenzeuge sagte dem Sender Tolo TV: "Jetzt ist klar, dass die Regierung uns nicht schützen kann: Wir müssen uns bewaffnen und uns selber schützen."

Was von manchen der Opfer übrigblieb: Schuhe, die in der Sonne trocknen.
Foto: AFP PHOTO / SHAH MARAI

Der afghanische Präsident Ashraf Ghani verurteilte den Anschlag sowie einen weiteren vom Sonntag in der nördlichen Provinz Baghlan mit sechs Toten als "abscheulich". Auch US-Botschafter John Bass und die NATO verurteilten den Angriff in Kabul.

IS bekennt sich zu Anschlag

Die sunnitische Terrormiliz IS bekannte sich über ihr Sprachrohr Amaq zu dem Anschlag, der in einem mehrheitlich von Schiiten bewohnten Stadtteil im Westen Kabuls verübt wurde. In sozialen Medien veröffentlichte Fotos zeigten starke Schäden an dem zweistöckigen Gebäude. In dem Zentrum wurden auch Identitätsnachweise ausgestellt, die für die Registrierung als Wähler erforderlich sind.

Die Behörden hatten Mitte April mit der Registrierung der Wähler für die Parlamentswahl im Oktober begonnen. In mehr als 7.000 Wahlzentren können sich volljährige Afghanen zwei Monate lang für die Wahl registrieren lassen. Die Wahlkommission hofft darauf, dass sich 14 Millionen Stimmberechtigte ins Wahlregister eintragen lassen.

Afghanistan will am 20. Oktober die seit drei Jahren überfällige Parlamentswahl nachholen. Die Abstimmung sollte ursprünglich schon 2015 stattfinden, wurde aber wegen Sicherheitsbedenken und logistischer Probleme immer wieder verschoben. Die Wahl gilt als Generalprobe für die Präsidentenwahl, die im April 2019 stattfinden soll.

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Zwei Afghaninnen beweinen den Tod ihrer Kinder.
Foto: AP/Hosseini

Abstimmung sabotieren

Die Behörden rechnen damit, dass neben den radikalislamischen Taliban und der IS-Miliz auch örtliche Anführer und Milizen versuchen werden, die Abstimmung zu sabotieren. Zum Schutz der Registrierzentren wurden Polizisten und Soldaten abgestellt. (red, APA/AFP, 22.4.2018)