Innsbruck/Lošinj – Beim Auftakt des UCI-Downhill-Weltcups am vergangenen Sonntag in Kroatien sorgten die österreichischen Fahrerinnen und Fahrer für ein kräftiges Lebenszeichen. Die erst 16-jährige Saalbacherin Valentina "Vali" Höll verwies in ihrem ersten Weltcuprennen bei den Juniorinnen die Konkurrenz gehörig in die Schranken. Höll, die für das Team von Sram fährt, siegte mit einem Vorsprung von unglaublichen zwölfeinhalb Sekunden. Wäre sie bei den erwachsenen Damen am Start gewesen, hätte sie mit dieser Zeit den sechsten Platz eingefahren.
Bei den Herren sorgte der Schladminger Andreas Kolb für eine kleine Sensation. Der 22-Jährige fuhr als bester Privatier auf Platz 20 und landete damit vor Stars wie Connor Fearon, Brendan Fairclough und Adam Brayton. Ohne Team im Rücken ist diese Leistung umso höher einzuschätzen. Der zweite Elite-Fahrer aus Österreich, David Trummer aus dem Propain-Stall, landete trotz gesundheitlicher Probleme auf Rang 45.
Starkes Lebenszeichen der Szene
Für Österreichs erfolgreichsten Downhiller, Markus Pekoll, der im Vorjahr seine aktive Sportkarriere beendet hatte, war das Kroatien-Wochenende ein starkes Lebenszeichen der heimischen Szene: "Vali hat abgerufen, was sie draufhat – und das in ihrem ersten Weltcuprennen und obwohl so ein Druck auf ihr lastete." Die junge Salzburgerin sei ein Ausnahmetalent und werde die Bikewelt noch in Staunen versetzen. Doch zugleich warnt Pekoll, ihr Zeit zu geben, sich in Ruhe zu entwickeln.
Wenn es um den Erfolg von Kolb geht, ist Pekoll positiv befangen: "Ich trainiere seit Herbst mit ihm und versuche ihm dabei zu helfen, das umzusetzen, was er kann." In Lošinj funktionierte das bereits sehr gut. Ziel sei es, nun eine erfolgreiche Saison bei den Europarennen zu bestreiten, um 2019 bei einem Werksteam unterzukommen. Derzeit muss Kolb in der Nebensaison arbeiten gehen, um sich seinen Sport zu finanzieren. Dass er trotzdem in die Weltelite fuhr, zeuge von seinem Können, sagt Pekoll: "Er ist ein bisserl ein Spaßvogel, aber er hat Potenzial."
Nachwuchsarbeit macht sich bezahlt
David Trummers 45. Platz schreibt Pekoll, der beim Rennen in Kroatien erstmals als deutscher Komoderator im Livestream zu hören war, dessen Erkrankung zu: "Er war schon bei der Vorbereitung in Maribor angeschlagen. Sobald er wieder fit ist, wird er wieder aufzeigen." Bei den Junioren waren die drei Österreicher Devid Botter, Florian Gerns und Valentin Rohrmoser am Start, die es aber nicht ins Finale schafften. "Sie brauchen noch Zeit, aber die Richtung stimmt", sagt Pekoll. Insgesamt war Kroatien aus österreichischer Sicht also eine Reise wert. Langsam würde sich die konsequente Nachwuchsarbeit im Verband bezahlt machen, so Pekoll.
An der Spitze siegten abermals der schon 2017 dominierende US-Amerikaner Aaron Gwin (YT) bei den Herren und die Französin Myriam Nicole (Commencal) bei den Damen. Brook MacDonald, der im Training und Qualifying dominiert hatte, stürzte im Rennen schwer. Überhaupt forderte die schwierige und felsdurchsetzte Strecke zahlreiche Opfer, etwa Loïc Bruni, der sich am Ellbogen verletzte, und Mick Hannah, der nach einem schweren Sturz gar bewusstlos war.
Downhillweltcup auf derStandard.at
Der nächste Weltcup-Stopp ist der Klassiker im schottischen Fort William am ersten Juni-Wochenende. Man darf gespannt sein, ob Greg Minaar dort wieder zu alter Stärke aufläuft. Und natürlich darauf, wie die Österreicher dort abschneiden. Wer den Livestream übrigens nicht so einsam mitverfolgen will, kann ab sofort im STANDARD-Bikeforum+ mit anderen Downhillfans die Rennen im Liveticker diskutieren. (Steffen Arora, 24.4.2018)