Auktionator Meron Eren sieht's mit Humor: "Wenn Wagner wüsste, dass ein bärtiger Jude in Jerusalem mit seinem Brief Geschäfte macht, würde er sich im Grab umdrehen."
Foto: APA/AFP/MENAHEM KAHANA

Jerusalem – Ein Brief mit antisemitischen Äußerungen aus der Feder des deutschen Komponisten Richard Wagner wurde am Dienstag für 42.000 Dollar (34.000 Euro) in Israel versteigert. Ein Schweizer Jude habe das Dokument erworben, teilte das Auktionshaus in Jerusalem am Dienstag mit.

In dem Schreiben an den französischen Philosophen Édouard Schuré aus dem Jahr 1869 munkelt Wagner über den "zersetzenden Einfluss des jüdischen Geistes auf die moderne Kultur".

Die Auktion sei für ihn eine Premiere, sagte der Chef des Auktionshauses Kedem, Meron Eren. Er versteigere erstmals ein Wagner-Exponat. "Wenn Wagner wüsste, dass ein bärtiger Jude in Jerusalem mit seinem Brief Geschäfte macht, würde er sich im Grab umdrehen", sagte Eren. Die israelische Musikprofessorin Ruth HaCohen bezeichnete es als "Ironie", dass der Brief ausgerechnet in Jerusalem verkauft wird.

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Wagners Musik ist in Israel aus historischen Gründen höchst unpopulär. Der Komponist hatte 1850 in seinem Aufsatz "Das Judentum in der Musik" sein zutiefst antisemitisches und rassistisches Gedankengut offenbart. Wagner, der 50 Jahre vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten starb, war der Lieblingskomponist Adolf Hitlers.

Inzwischen gibt es in Israel aber auch Stimmen, die das Wagner-Tabu kritisch sehen. "Es ist einfach, ihn zu boykottieren, denn die meisten Leute hören sich seine Musik nicht an", sagte der Vorsitzende der israelischen Wagner-Gesellschaft, Jonathan Livny. Wagner sei zum "Symbol des Holocaust" geworden. (APA, red, 24. 4. 2018)