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Nachdem die USA in Aussicht gestellt hatten, die Sanktionen gegen Rusal zu lockern, ist auch der Preis für Aluminium wieder stark gesunken – Branchenvertreter sprechen von großen Preisspekulationen.

Foto: Reuters / Ilya Naymushin

US-Finanzminister Steve Mnuchin schickt die Börsen auf Achterbahnfahrt. Anfang April noch hatte er mit der Ankündigung beispielloser Sanktionen gegen Russland für einen Ausverkauf in Moskau gesorgt. Sowohl der Rubel als auch der Aktienmarkt gingen in die Knie. Größter Verlierer war der Alukonzern Rusal, der innerhalb eines Tages fast die Hälfte an Wert verlor. Rusal war zusammen mit praktisch dem gesamten Firmenimperium von Milliardär Oleg Deripaska auf der schwarzen Liste des US-Finanzministeriums gelandet.

In dieser Woche hingegen ging es wieder steil aufwärts mit den Rusal-Papieren, und erneut war Mnuchin die Ursache. Der 55-Jährige gab nämlich nun eine Aufweichung der Sanktionen bekannt: So wurde die Schonfrist für den Konzern vorläufig bis zum 23. Oktober verlängert. Bis dahin dürfen alle Rusal-Partner ihre bestehenden Warengeschäfte mit dem Aluproduzenten wie gewohnt abwickeln. Das Verbot des Aluhandels, das Rusal im April bereits dazu zwang, alle Exportlieferungen per Eisenbahn zu stoppen, ist damit für die nächsten Monate erst einmal vom Tisch. Einzig der Handel mit Schuldpapieren und Aktien von Rusal bleibt weiterhin tabu.

Aluminiumpreis abgestürzt

Die Nachricht beflügelte nicht nur Rusal, sondern setzte auch den Aluminiumpreis in Bewegung. Der hatte in den vergangenen zwei Wochen aufgrund der Befürchtungen eines Defizits auf dem Markt neue Höhen erreicht, stürzte am Montag dann aber um mehr als acht Prozent ab; der höchste Tagesrückgang seit 13 Jahren.

Die Preissteigerung beim Aluminium dürfte ein Grund für die plötzliche Nachgiebigkeit Washingtons gewesen sein. Der Ärger der europäischen Partner, mit denen die Maßnahmen nicht abgesprochen waren, ein weiterer. Mnuchin erklärte zudem, es gehe bei den Sanktionen nicht darum, die "hart arbeitenden Menschen" zu treffen, die beim Konzern angestellt seien, sondern Deripaska zu bestrafen. Diesem wird vorgeworfen, eine wichtige Rolle bei der vom FBI untersuchten mutmaßlichen russischen Einmischung in den US-Wahlkampf gespielt zu haben.

Trennung gefordert

Die US-Regierung fordert daher Deripaska dazu auf, die Kontrolle über Rusal abzugeben. In dem Fall könnten die Sanktionen gegen den Konzern völlig aufgehoben werden, deutete Mnuchin an. Der Oligarch, der mit rund 26 Prozent auch an der Strabag beteiligt ist, steckt damit in einer Zwangslage: Bleibt er bei Rusal am Ruder, droht dem hoch verschuldeten Konzern (7,5 Milliarden Dollar an Krediten) die Pleite, verkauft er, so verliert er sein wohl wertvollstes Aktiv weit unter dem Wert. "Wie Deripaska die Kontrolle aufgibt, ist noch unklar, sicher ist nur, dass er keine Chance hat, die Kontrolle aufrechtzuerhalten", meinte der Chefanalyst von "Loko-Invest" Kyrill Tremasow.

Paradox ist nur, dass eine Verstaatlichung in dem Fall nicht nur nach Einschätzung Tremasows als die wahrscheinlichste Variante auftaucht. Das ist wohl kaum das Wunschresultat für Washington. Russlands Industrieminister Dennis Manturow schloss zumindest ein solches Szenario nicht aus, auch wenn es seinen Worten nach "keine inhaltliche Erörterung" über das Thema gegeben habe.

Sanktionen "grenzen an Raub"

Kremlsprecher Dmitri Peskow hingegen reagierte verärgert auf das Ultimatum: Die angekündigte Aufweichung der Sanktionen sei "hypothetischer" Natur, "Wir halten die Sanktionen weiterhin für illegal. Wir meinen, dass sie gegenüber einem Unternehmen fast an wirtschaftlichem Raub grenzen", meinte er zur Forderung nach Aufgabe der Kontrolle.

Dem Kreml kommt Mnuchins halber Rückzieher trotzdem gelegen: Eine schnelle Ausweitung der US-Sanktionen gegenüber Russland ist damit unwahrscheinlicher geworden. Und zumindest bis Oktober hat die russische Führung Zeit gewonnen, um die Probleme bei Rusal zu lösen. (André Ballin aus Moskau, 24.4.2018)