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So könnte ein VW-Elektroauto (Concept) künftig aussehen.

Foto: REUTERS/Jason Lee

Die Volkswagen-Gruppe schichtet nach ihren chinesischen Verkaufsrekorden im ersten Quartal 2018 die geplanten Investitionen in ihrem größten Auslandsmarkt um. 15 Milliarden Euro wollen die Wolfsburger zusammen mit ihren drei chinesischen Jointventure-Partnern in den kommenden vier Jahren gezielt in alle Zukunftsbereiche rund um Chinas Automobil investieren. Die Milliarden sind für den Ausbau der E-Mobilität und des autonomen Fahrens gedacht und fließen auch in die Digitalisierung des Automobils und in neue Mobilitätsdienste. Der China-Chef der VW-Gruppe, Jochem Heizmann, nannte "den Wagen der Zukunft", den Wolfsburg in China bauen lassen will, "elektrisch, ausgerüstet mit smarter Technologie und intelligenter Konnektivität".

Mobilität wird dabei zum neuen Geschäftsfeld für VW. Darunter fallen etwa Car-Sharing-Modelle und neue Partnerschaften mit Pekings Taxidienst Shouqi und mit Didi, Chinas Uber. Ein Teil der von ihnen genutzten E-Wagen wird vom neuen VW-Jointventure-Partner JAV aus Anhui kommen. Schon im zweiten Halbjahr 2018 will JAV seinen ersten elektrischen Minivan auf den Markt bringen. Er soll Sol heißen. Seinen spanischen Einschlag verdankt der umweltfreundliche Kleinwagen seinen "Seat-Genen", sagte Heizmann. Der Sol werde mit seinen Batterien eine Reichweite von 300 Kilometern haben.

Wichtigster Auslandsmarkt

Heizmann stellte die neu berechneten und neu gewichteten, aber nicht wesentlich erhöhten Investitionszahlen im Beisein des aus Wolfsburg gekommenen Volkswagen-Konzernchefs Herbert Diess vor, der die am Mittwoch beginnende Pekinger Automesse besucht. Seine erste Auslandsreise seit seiner Wahl führe ihn bewusst nach China, das für die Wolfsburger der "weltweit größte und wichtigste Automarkt" geworden ist. Die 15-Milliarden-Investition in den chinesischen Markt müsste den 34 Milliarden Euro zugerechnet werden, die die VW-Konzerngruppe – wie schon angekündigt – bis 2022 weltweit in die Zukunftsfelder des Automobils investieren lässt.

China sei darunter der "weltgrößte Markt für E-Mobilität" und VWs Investitionen die "umfassendste Initiative zur Elektrifizierung". Darunter falle auch die lokale Produktion von Batterie-Autos "in mindestens sechs chinesischen Fabriken bis 2021".

Für Wolfsburg sei China das "zweite Heim", wo inzwischen 28 Millionen Fahrzeuge der VW-Gruppe auf den Straßen fahren. Als Marktführer mit 13 Prozent Anteil am Autoabsatz habe sich Volkswagen mit den bestehenden Verhältnissen arrangiert. Die von Präsident Xi Jinping angekündigten Reformen, ausländischen Autoherstellern zu erlauben, künftig auch ohne chinesischen Partner in der Volksrepublik Fahrzeuge zu produzieren – darunter ab 2018 neue Energiefahrzeuge (NEV) und ab 2022 auch Pkws –, würden für Wolfsburgs künftige Investitions-Entscheidungen keine Rolle spielen. "Wir sind mit unseren Jointventure-Partnern seit 30 Jahren gut gefahren und wollen die Zusammenarbeit ausbauen", sagte Diess. "Wir sehen keine Notwendigkeit, daran viel zu ändern."

Zumal jede Änderung an den VW-Beteiligungen von derzeit 50 Prozent oder sogar nur 40 Prozent an den Jointventures nicht nur extrem schwierig wäre, sondern VW teuer kommen würde. Die Wolfsburger sind in ihren drei China-Jointventures mit der SAIC in Schanghai, der FAW in Changchun und mit ihrem jüngsten Gemeinschaftsunternehmen JAC in Anhui zur Herstellung von Batterie-Autos auf Jahrzehnte vertraglich gebunden. Mit JAC laufen die Abkommen sogar bis 2042.

Starker Wachstumsmotor

China sei weltweit "der starke Motor des Wachstums", sagte Diess. Volkswagen habe im ersten Quartal 2018 mit weltweit 2,7 Millionen Auslieferungen 7,4 Prozent mehr Autos als im Vorjahresquartal verkauft. Darunter stellte die Volkswagen-Gruppe in China, wo sie im Gesamtjahr 2017 mit ihren Partnern 4,18 Millionen Wagen verkaufte, im ersten Quartal 2018 einen neuen Verkaufsrekord auf. Sie setzte mehr als eine Millionen Automobile ab, ein Anstieg um 13 Prozent. Heizmann erwartet, dass Chinas Gesamtmarkt 2018 um "vier bis fünf Prozent" wächst und der Anteil seiner Gruppe "über dem Markt liegen wird".

Pekings angekündigte Reformen im Automobilbereich könnten für die Geschäfte von Volkswagen dennoch noch wichtig werden. Chinas Regierung hatte bislang die Hersteller von Elektroautos in der Volksrepublik gezwungen, Batterien nur von chinesischen Herstellern zu beziehen. Sie sperrten etwa südkoreanische Unternehmen aus dem Markt aus, die in der Branche zu den weltbesten Anbietern gezählt wurden. Die neuen Versprechungen von Präsident Xi könnten nun den Weg für ausländische Batteriehersteller wieder öffnen. "Wir hoffen, dass sich die Dinge ändern können," sagte Heizmann.

Ebenso wichtig für die VW-Gruppe, zu der Hersteller von Premiumwagen wie Audi, aber auch von Luxuswagen von Bentley bis Porsche gehören, und auch für ihre Konkurrenten wie BMW und Daimler sind die von China in Aussicht gestellten Senkungen der hohen Einfuhrzölle für Importfahrzeuge. Peking hüllt sich aber in Schweigen, wann sie in Kraft treten und wie stark die Zölle fallen werden. Hersteller sorgen sich, dass potenzielle Interessenten mit ihren Käufen nun erst einmal abwarten. (Johnny Erling aus Peking, 25.4.2018)