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Roberto Fico, der Grillo-Politiker, der einst kommunistisch wählte und nun eine Regierung bilden soll.

Foto: AP Photo/Andrew Medichini

Als Roberto Fico sein Vermittlungsmandat am Montag von Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella erhalten hatte, standen seine Erfolgsaussichten praktisch bei null: Zu sehr hatten sich seine Fünf-Sterne-Bewegung (M5S) und der Partito Democratico (PD) in der vergangenen Legislaturperiode beschimpft. Doch insbesondere im PD ist einiges in Bewegung gekommen: "Es wurden große Schritte vorwärts gemacht", erklärte Interimsparteichef Maurizio Martina nach einer erneuten Sondierungsrunde mit Fico. Ähnlich äußerte sich auch der Chef des M5S, Luigi Di Maio. "Die Gespräche sind angestoßen", erklärte ein sichtlich zufriedener Fico am Donnerstagabend.

Dass eine Regierung aus M5S und PD plötzlich in den Bereich des Möglichen gerückt ist, liegt zweifellos auch an Fico selbst. Der 43-jährige Neapolitaner ist ein Vertreter des linken Flügels der Protestbewegung, die sich selbst als "postideologisch" definiert. Im Grunde vertritt Fico, der früher kommunistisch wählte, in fast allen Fragen linkere Ansichten als sogar der PD. Beim M5S gibt es wohl keinen anderen, der geeigneter wäre, zwischen den Blöcken zu vermitteln.

Der bodenständige Fico, dessen Lebensgefährtin auch lange Zeit bei der Fünf-Sterne-Bewegung aktiv war, ist der perfekte Gegenentwurf zum smarten Spitzenkandidaten Luigi Di Maio, der ebenfalls aus der Region Kampanien stammt.

"Ich garantiere euch, dass wir niemals mit der Lega einen Regierungspakt eingehen werden, denn wir sind genetisch völlig verschieden", hatte Fico vor den Wahlen am 4. März versprochen – während Di Maio keinen Hehl daraus macht, dass er lieber zusammen mit der fremdenfeindlichen Lega regieren würde als mit dem PD. Nachdem der 31-jährige Di Maio zum Politikchef und Spitzenkandidaten des M5S ernannt worden war, herrschte zwischen den beiden Eiszeit.

Gleichzeitig gilt Fico, der unter anderem in Triest, Mailand und Helsinki Kommunikationswissenschaft und Soziologie studiert hat, aber auch als pragmatisch. So hat er vor einem Monat keinen Anstoß daran genommen, dass er mit den Stimmen der Lega und von Silvio Berlusconis Forza Italia zum Präsidenten der Abgeordnetenkammer gewählt wurde. Fico wäre aufgrund seines Pragmatismus und seiner Positionierung in den Augen der Sozialdemokraten auch ein idealer italienischer Regierungschef. Und es heißt, dass der PD in eventuellen Koalitionsgesprächen genau dies fordern würde. (Dominik Straub, 26.4.20118)