Ljubljana/Innsbruck/München – Der Brenner-Basistunnel soll den Schwerverkehr von der Straße auf die Schiene bringen. Aus Tirol kommt Kritik, dass die Arbeiten an Zulaufstrecken im Norden (Bayern) und im Süden (Südtirol/Trient/Venezien) nicht vorankämen. Der Projektkoordinator der Deutschen Bahn (DB) versuchte das gegenüber der APA nun zu relativieren. Der BBT-Vorstand zeigte sich indes wegen des Südzulaufs bei Verona "nervös".

BBT-Vorstand Konrad Bergmeister ist wegen der Einfahrt in die Brennerlinie in Verona (Veneto) "jetzt schon nervös", wie er im APA-Gespräch erklärte. Dort gebe es bisher nur ein genehmigtes Vorprojekt. Die Einfahrt müsse aber frei sein, sobald der Tunnel eröffnet ist. Zur Eröffnung ebenso funktionieren müsse man die neue Strecke zwischen Waidbruck und Franzensfeste in Südtirol. Hierzu gab sich der BBT-Chef aber hoffnungsvoller. Ende des Jahres sollen die Arbeiten nämlich ausgeschrieben werden. Die derzeitige Strecke dort hat noch ein Gefälle von 23 Promille. Die innere Brennerstrecke von Waidbruck bis Kundl wird aber eine maximale Steigung von 12,5 Promille haben, so Bergmeister.

Tiroler beruhigen

Insgesamt versucht der BBT-Vorstand, Ingenieur und Universitätsprofessor, die Tiroler zu beruhigen: "Durch die gemeinsamen Initiativen der drei Bahnen mit dem BBT wird es gelingen, die Tiroler von den Verkehrsbelastungen langsam zu erlösen. Vor zehn Jahren wurde mit dem Bau des BBT begonnen. In zehn Jahren wird der BBT gebaut sein – auch daran hat keiner geglaubt."

Da die Streckenführung auch noch die Tiroler Gemeinden Langkampfen Kufstein, Ebbs, Niederndorf und Erl betrifft, erfolgt die Projektleitung für die nördliche Zulaufstrecke teilweise in Kooperation mit den ÖBB. Der dafür verantwortliche Projektleiter Torsten Gruber versuchte die Tiroler Sorgen wegen Verzögerungen zu relativieren. Er betonte, es gehe bei den Planungen darum, dass man schon die Akzeptanz der Bürger hergestellt habe, bevor es in Deutschland ins sogenannte Planfeststellungsverfahren (ähnlich UVP) geht.

Schrittweise nach München

Der erweiterte Planungsraum geht derzeit bis in den Norden von Rosenheim. Schrittweise wird dieser bis zu einem Güterterminal in München erweitert. "Die Planfeststellungsverfahren sind sehr komplex und führen erfahrungsgemäß oft zu Verzögerungen", so Gruber. Verzögerungen seien mit dem Einbinden der Bevölkerung unwahrscheinlicher. Daher sei es ein Muss, sich Zeit zu nehmen.

Ängste gebe es etwa bei Bauern wegen des Flächenverbrauchs, bei der Bevölkerung wegen des Trinkwassers und grundsätzlich unter Touristikern. Mitte des heurigen Jahres stehe eine erste Grobkoordination als Beginn für das Trassenauswahlverfahren bevor. Wann soll die Trasse von Langkampfen in Tirol bis nahe Rosenheim in Bayern dann fixiert sein? Gruber: "Bis Ende 2019, Anfang 2020." Es ist mit zwei unterschiedlichen Prüfungen – UVP und Planfeststellungsverfahren – in beiden Ländern zur rechnen.

Bis die Strecke bis zum Güterterminal in München viergleisig ausgebaut ist, wird es Gruber zufolge 2040. "Der Ausbau erfolgt immer kapazitätsgerecht", so Gruber. Die Kosten für diese Ausbaustufen seien offen.

Bergmeister hob hervor, dass Europa alleine durch die Projekt-Zusammenarbeit zusammenwachse. Hier werde bemerkt, "wie enorm viel in Zukunft zu harmonisieren ist". Gruber und Bergmeister betonten, dass es im Rahmen der TEN-T Days im Ljubljana, im Rahmen derer auch das Gespräch mit der APA stattfand, den ersten gemeinsamen Messeauftritt der drei Bahnen mit der Brennerstrecke gibt.

Skandinavisch-mediterrane Achse

Der Brennertunnel ist Teil der skandinavisch-mediterranen Achse der EU, die von Oslo/Stockholm/Helsinki über Hamburg nach München über Innsbruck und den Brenner nach Verona, Rom, Neapel bis nach Palermo bzw. Bari und Taranto führt. Der EU-Koordinator für diese Strecke, Pat Cox, sieht den Brennertunnel inklusive der Zulaufstrecken als herausragendes Projekt auf dieser Strecke an. Die Strecke München – Innsbruck – Verona sei der größte Flaschenhals. Diesen Flaschenhals loszuwerden, sei für den gesamten Korridor entscheidend. Zweites Nadelöhr sei der Fehmarnbelt zwischen Dänemark und Deutschland.

Zusammen mit der Achse Gotthard-Monte Ceneri in der Schweiz und der Bahnverbindung Lyon-Turin werde der Brennerkorridor ein komplexes Netz leistungsfähiger Bahnachsen verbinden, so Cox. Zusammen sollen diese Netze dazu beitragen, die von der EU gesetzten Umweltziele zu erreichen und die Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene sicherzustellen. (APA, 27.4.2018)