Noch befindet sich das Großprojekt The Royal Atlantis Resort and Residences in Bau (ganz links im Bild).

Foto: Zoidl

Hier arbeiten derzeit 4300 Arbeiter in zwei Schichten.

Foto: Zoidl

Im kommenden Jahr soll das Großprojekt fertig werden.

Visualisierung: The Royal Atlantis Resort and Residences

Vor kurzem wurden die Sunbeam Homes in der Dubai Industrial City übergeben. In die Stadt ist es weit, dafür lebt es sich hier günstiger.

Foto: Sun and Sand

Bild nicht mehr verfügbar.

Im Jänner wurde The Frame eröffnet, es ist der angeblich größte Bilderrahmen der Welt.

Foto: REUTERS/Satish Kumar

Die Skyline von Dubai wird nicht nur von Türmen mit schwindelerregender Höhe geprägt, sondern auch von Kränen, die schon wieder die nächsten Wolkenkratzer in die Höhe ziehen. Vor einem Jahr fand der Baustart des "The Tower at Dubai Creek Harbour", des mit mindestens 928 Metern künftig höchsten Gebäudes der Welt, statt. Dabei ist auch das aktuell höchste Gebäude der Welt, der nicht ganz 830 Meter hohe Burj Khalifa, nicht weit.

Viele der Projekte sollen bis 2020 fertig sein. Dann, so das Ziel, sollen die meisten Kräne verschwinden. Denn Dubai will sich bei der Expo 2020 von seiner besten Seite präsentieren. Bis dahin gehören Baulärm, Kräne und die weißen Busse noch dazu, die in aller Herrgottsfrühe die Arbeiter zu ihren Baustellen karren.

Allein 4700 von ihnen – großteils aus Ländern wie Indien, Bangladesch oder Pakistan stammend – bauen aktuell in zwei Schichten am Projekt The Royal Atlantis Resort and Residences auf der vor Dubai angelegten künstlichen Inselgruppe The Palm Jumeirah. Demnächst werden es 10.000 Arbeiter sein. Aktuell wird pro Woche ein Stockwerk gebaut, 43 sollen es werden. Die Dachgleiche für das Großprojekt soll heuer stattfinden. Die Fertigstellung ist für das kommende Jahr geplant.

Gestapelte Würfel

231 hochpreisige Wohnungen entstehen in der einen Gebäudehälfte, ein Luxushotel mit 795 Zimmern in der anderen. Die Pläne für das Royal Atlantis Resort and Residences sind ambitioniert: "Es sollte nicht nur das beste Projekt seiner Art in Dubai sein, sondern auf der ganzen Welt" , kündigt Maria Morris vom Maklerunternehmen Knight Frank bei einer Präsentation an. Das Ziel: eine neue, exklusivere Art von Luxus. Denn früher, so Morris, sei in Dubai alles Luxus gewesen, heute sei die Kundschaft wählerischer.

Wie genau man sich mit dem Projekt von anderen, nur einen Steinwurf entfernt gelegenen Luxusprojekten unterscheidet? Beispielsweise durch die Architektur: Dafür sind die amerikanischen KPF-Architekten verantwortlich. Das Gebäude erinnert an wild übereinandergestapelte Würfel mit Freiräumen für Gärten und vor allem Pools: Insgesamt wird es 90 Pools in der Anlage geben, darunter einen Infinity-Pool auf 90 Metern Höhe. Die Gebäudeform verläuft in einer Kurve, damit soll sichergestellt werden, dass jede der Terrassen sowohl Sonne als auch Schatten abbekommt. Entwickelt wird das Projekt von Kerzner International – das Unternehmen entwickelte und betreibt auch das nahegelegene Luxushotel The Atlantis.

Vor einem Jahr startete der Vertrieb der Wohnungen. Genaue Angaben dazu, wie viele davon nun schon verkauft sind, will man nicht machen. Die Zahlen seien aber "ermutigend", so Morris. An 14 unterschiedliche Nationen sei bisher verkauft worden, darunter auch Österreicher, betont Morris. Auch zwei der besonders teuren Penthäuser seien verkauft. Interessenten werden in eine Sales-Suite geladen, wo es auch eine Schauwohnung inklusive Balkon und Meerblick gibt.

Richtig vorstellen könne man sich das Ganze aber erst, wenn man die Baustelle besucht, so Morris. Dort sitzt Alan Lim vom Developer Kerzner International in seinem klimatisierten Baucontainer.

Mehr leistbares Wohnen

Am mühsamsten, erklärt er, seien im Vorfeld die Grabungsarbeiten gewesen, weil der Untergrund der Inseln aus Steinen besteht. Weil das Royal Atlantis Resort direkt am Meer liegt, sei der Wind bei den Planungsarbeiten die größte Sorge gewesen. Bäume in hundert Metern Höhe, wie sie anfangs beim Sky-Pool geplant waren und wie es sie in manchen Renderings noch immer zu sehen gibt, seien daher schnell verworfen worden. Auch die Glasgeländer auf den Balkonen mussten nachgebessert werden.

Auch wenn Dubai für seinen Luxus bekannt ist: Ein zumindest leistbareres Wohnen ist in den letzten Jahren in den Fokus gerückt. "Früher kamen Menschen nur für Luxus nach Dubai", erklärt Sailesh Israni, Geschäftsführer der Sun and Sand Developers Group, die in Dubai und Indien leistbare Wohnprojekte baut. Daher seien viele Wohnungen nur als Zweitwohnsitze genutzt worden – und am Ende oft leergestanden.

Mittlerweile hätten sich in Dubai aber auch zahlreiche Hubs, etwa in den Bereichen IT, Logistik und Gesundheit, entwickelt – und damit seien auch Menschen gekommen, die kein Budget für eine Luxuswohnung auf einer Insel haben. "Manche Menschen müssen zweieinhalb Stunden in die Arbeit pendeln, weil sie sich das Wohnen nicht leisten können", erzählt Israni.

Pilotprojekt fertiggestellt

Zum leistbaren Wohnen stellte die Regierung vor einem Jahr eine neue Strategie vor, mit der beispielsweise in renovierungsbedürftigen Stadtteilen künftig günstigere Wohnungen entstehen sollen. "Dieses Dekret befindet sich aber noch in einem Entwicklungsstadium", sagt Israni.

Für ihn ist eine Immobilie dann leistbar, wenn sie nicht mehr als fünf Jahresgehälter kostet. Ein Pilotprojekt, die Sunbeam Homes, hat er vor kurzem in der Dubai Industrial City übergeben. Eine Wohnung mit einem Schlafzimmer, zwei Toiletten und einer abgegrenzten Küche – "wegen der Kochgewohnheiten", so Israni – kommt hier auf umgerechnet knapp 94.000 Euro. Die Rendite liegt bei rund acht Prozent, rechnet Israni vor, weshalb die Wohnungen auch von Anlegern gekauft und dann von Israni vermietet werden, zu Mieten ab 725 Euro im Monat.

In zentraleren Lagen wird indes weiter auf Hochpreisiges gesetzt. Und weil der Wettkampf um das höchste Gebäude vorerst entschieden ist, werden neue Herausforderungen gesucht. Im Jänner wurde in Dubai The Frame eröffnet. Dabei handelt es sich um ein 150 Meter hohes Bauwerk in Form eines Bilderrahmens, durch den, so die Idee dahinter, das alte und das neue Dubai betrachtet werden kann. Es ist – natürlich – der größte Bilderrahmen der Welt. (Franziska Zoidl aus Dubai, 1.5.2018)