Donald Trump rief im US-Live-TV, die Strategie seiner Anwälte löste sich in Luft auf.

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Die unorthodoxe Amtsführung von US-Präsident Donald Trump ist seit dieser Woche um eine Facette reicher. Trump hat sich am Donnerstag telefonisch live in die Morgensendung seines Lieblingssenders Fox News verbinden lassen, um seinem Frust über Medienberichte, Ermittlungen und das US-Justizministerium freien Lauf zu lassen. Innerhalb weniger Sekunden redete er sich in der Sendung "Fox & Friends" in Rage und manövrierte sich und seinen persönlichen Anwalt, Michael Cohen, in noch größere juristische Probleme.

Trumps unorthodoxer TV-Auftritt bei Fox News.
Fox News

Zur Erinnerung: Mitte April durchsuchten Ermittler des FBI Cohens Büro, seine Wohnung sowie ein Hotelzimmer, das er benutzt hat. Noch liegt keine Anklage vor, aber die Ermittlungen wegen Bank- und Überweisungsbetrugs dürften sich unter anderem um Cohens Geschäfte und fragwürdige Zahlungen an einen Pornostar drehen.

Cohens sowie Trumps Anwälte versuchen seither den Zugriff der Ermittler auf das beschlagnahmte Material mit dem Hinweis auf das Anwaltsgeheimnis zu begrenzen (siehe dazu: Gerangel um Anwaltsgeheimnis). Die Staatsanwaltschaft hält dem entgegen, dass Cohen kaum als Anwalt tätig gewesen sei.

Flapsige Bemerkung

Ungewollt hat Trump nun der Staatsanwaltschaft noch mehr Argumente geliefert, die das untermauern. Cohen würde nur einen "kleinen, kleinen Teil" seiner rechtlichen Angelegenheiten regeln, so Trump in seinem morgendlichen Wutanfall im US-Live-TV. Wie wichtig solche flapsigen Bemerkungen in der rechtlichen Auseinandersetzung sind, zeigte sich nur wenige Stunden später.

Die Staatsanwälte nutzten Trumps Aussagen noch am selben Tag in einem Brief an die zuständige Bundesrichterin aus: "Präsident Trump sagte im US-Kabelfernsehen diesen Morgen, dass Cohen nur einen 'kleinen, kleinen Teil' all seiner rechtlichen Angelegenheiten regelt", schrieben die Staatsanwälte.

Damit nicht genug. Auch der Fox-News-Moderator Sean Hannity, einer von nur drei genannten Klienten Cohens, sagte die Woche zuvor schon im Fernsehen, dass Cohen kaum für ihn tätig gewesen sei. Auch diese öffentliche Stellungnahme nutzte die Staatsanwaltschaft, um ihr Argument zu untermauern, Cohen sei kaum als Anwalt tätig gewesen: "Diese beiden Stellungnahmen zweier von Cohens drei Klienten deuten an, dass es unwahrscheinlich ist, dass sich im beschlagnahmten Material große Mengen an Dokumenten befinden, die durch das Anwaltsgeheimnis geschützt sind."

Eingeständnis

Doch Trump legte nach. Er gab öffentlich zu, dass Cohen ihn im Fall Stormy Daniels vertreten hat. "Michael vertrat mich in einigen Dingen", sagte Trump in der Morgensendung. "Er vertrat mich zum Beispiel bei diesem verrückten Stormy-Daniels-Deal."

Die Pornodarstellerin, die im bürgerlichen Namen Stephanie Clifford heißt, behauptet, eine Affäre mit Trump gehabt zu haben. Allerdings hat sie eine Schweigevereinbarung unterzeichnet, die es ihr eigentlich untersagt, darüber zu sprechen. Cohen war der Anwalt, der die Schweigevereinbarung unterfertig hat, der Name des Klienten, den er vertrat, scheint in dem Dokument nicht auf. Die Strategie von Trumps Anwälten war bisher, nicht zu sagen, ob der US-Präsident der mysteriöse Klient aus der Schweigevereinbarung ist. Die Strategie hat sich am Donnerstag in Luft aufgelöst.

Cliffords Anwalt konnte sein Glück nicht fassen.

MSNBC

Für die Schweigevereinbarung, die Clifford mit ihrem Anwalt Michael Avenatti bekämpft, erhielt sie 130.000 US-Dollar mitten im US-Wahlkampf, weswegen die Zahlung unter das US-Wahlkampffinanzierungsgesetz fallen könnte. (red, 27.4.2018)