Seit Ende März wird entlang des Sicherheitszauns zwischen Gazastreifen und Israel protestiert, immer wieder kommt es zu Zusammenstößen zwischen den palästinensischen Demonstranten und der israelischen Armee.

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Jerusalem – Bei neuen Konfrontationen mit israelischen Soldaten an der Grenze sind am Freitag im Gazastreifen mindestens drei palästinensische Demonstranten getötet worden. Zwei von ihnen seien östlich von Gaza von israelischen Sicherheitskräften erschossen worden, teilte das Gesundheitsministerium im Gazastreifen mit. Ein dritter Mann sei östlich von Chan Junis im südlichen Teil des Küstengebiets getötet worden. Insgesamt seien mehr als 50 Menschen durch Schüsse verwundet worden.

Bei weiteren Menschen sei es nach dem Einsatz von Tränengas zu Atembeschwerden gekommen. Nach Angaben von Augenzeugen bewarfen Palästinenser die Soldaten mit Steinen.

Tausende verletzt

Seit Ende März sind 44 Palästinenser bei Massenprotesten getötet worden, mehr als 5.500 wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums verletzt, darunter laut UN 1.739 durch Schüsse der israelischen Sicherheitskräfte. Es ist der fünfte Freitag in Folge, an dem es zu Protesten an der Gaza-Grenze kommt. Der Umfang der Demonstrationen hat jedoch im Verlauf des Monats deutlich abgenommen. Auslöser des "Marschs der Rückkehr" ist der 70. Jahrestag der israelischen Staatsgründung, den die Palästinenser als "Nakba" (Katastrophe) ansehen.

Das UN-Menschenrechtsbüro in Genf wirft Israel übermäßige Gewalt gegen protestierende Palästinenser an der Grenze zum Gazastreifen vor. Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Said Raad al-Hussein, warnte Israel, sein Einsatz könnte das humanitäre Völkerrecht verletzen. Sicherheitskräfte dürften nur im äußersten Notfall tödliche Gewalt anwenden, wenn sie selbst in Lebensgefahr seien oder das Risiko schwerer Verletzungen hoch sei.

Auch Kinder unter Opfern

"Es ist schwer nachzuvollziehen, warum das Verbrennen von Autoreifen oder Steinewerfen oder auch das Werfen von Molotow-Cocktails aus großer Distanz in Richtung schwer geschützter Sicherheitskräfte an einer Verteidigungslinie eine solche Bedrohung darstellen soll", teilte das Menschenrechtsbüro mit. "Übermäßige Gewalt gegen jeden Demonstranten ist verwerflich, aber Kinder stehen unter besonderem Schutz des internationalen Rechts", sagte Said. Nach diesen Angaben wurden in den vergangenen vier Wochen vier Kinder erschossen, drei davon durch Kugeln in den Kopf oder den Hals. Die Frage sei, ob die Einsatzregeln der Sicherheitskräfte internationales Recht verletzten oder ob die Beteiligten sich an die Regeln halten, so Said.

Israelische Armeesprecher haben mehrfach gesagt, die an der Grenze positionierten Scharfschützen hätten klare Anweisungen, erst nach mehreren Warnungen zu schießen und auch dann nur auf die Beine. Israel wirft der im Gazastreifen herrschenden Hamas vor, Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu benutzen und Minderjährige wissentlich in Gefahr zu bringen. Unter dem Deckmantel der Proteste gebe es immer wieder Versuche, den Grenzzaun zu Israel zu zerstören und Anschläge zu verüben. (APA, 27.4.2018)