Wie hilft man anderen, wie schützt man sich selbst?

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Man ist antriebslos, die kleinsten Aufgaben werden zu unüberwindbaren Hürden, alles empfindet man als sinn- und hoffnungslos. Immer tiefer versinkt man in die Depression, immer schwieriger wird es, wieder herauszufinden. Ist das schon für die erkrankte Person zermürbend, so wirkt es sich auch stark auf das Leben des direkten Umfelds aus. Denn es ist hart, traurig und belastend, dabei zusehen zu müssen, wie eine vertraute Person sich immer mehr verändert, tagelang das Bett nicht verlässt und von völliger Hoffnungslosigkeit überwältigt ist.

Anders als bei physischen Erkrankungen haftet Erkrankungen der Psyche bis heute ein Stigma an – wie man auch an der aktuellen Debatte über das aufgrund zahlreicher kritischer Stimmen mittlerweile wieder entschärfte Psychiatriegesetz in Bayern sieht. Man redet "leichter" über die Krebserkrankung als über die Depressionen eines Familienmitglieds. Dabei ist es ein Thema, das in Österreich viele Menschen irgendwann in ihrem Leben betrifft, rund 17 Prozent der österreichischen Bevölkerung erkranken mindestens einmal im Leben an behandlungsbedürftigen Depressionen. Weltweit sind es 322 Millionen Menschen.

Und die Angehörigen leiden mit. Motivationsversuche, mentale und praktische Unterstützung, die Doppelbelastung von Beruf und privater Sorge führen zu einer Überlastung und können Angehörige selbst in ein Burnout schlittern lassen. Das so wichtige Verständnis für den Erkrankten aufzubringen fällt an manchen Tagen sehr schwer, die eigene Gefühlslage ist chaotisch. Von Wut, Trauer, Ungeduld bis zu Schuldgefühlen, wenn man selbst einmal einen guten Tag hatte, macht man als Familienmitglied und Partner eine ganze Palette an Emotionen durch.

Die Erfahrungen der STANDARD-User

Auch im STANDARD-Forum teilten Angehörige bereits ihre Erfahrungen vom Leben mit depressiven Menschen. Wie kompliziert die Gefühlslage ist, beschreibt diese Userin:

Jeder geht anders mit Depressionen in der Familie um. Diese Userin unterstützte ihre Schwester – und sich selbst –, indem sie ihr aufzeigte, wie viel Hilfe und Ressourcen direkt verfügbar waren:

Beziehungen werden auf eine harte Probe gestellt, und nicht immer halten sie der Belastung stand:

Und manche sind auch von frühester Kindheit an mit Depressionen konfrontiert. Auf Reddit teilt ein User die Erfahrung vom Aufwachsen mit einem depressiven Elternteil: "Erst als Erwachsener habe ich realisiert, dass ich nicht verantwortlich für die Depression meines Vaters bin. Nichts, was ich getan habe, hat es verursacht, und nichts, was ich tue, kann es ändern. Es ist unglaublich schwer, damit umzugehen, und ich habe keinen anderen Rat als 'Es hat nichts mit dir zu tun'". Werner Schöny, Vorstandsvorsitzender der Nonprofit-Gesellschaft für psychische und soziale Gesundheit Pro Mente, meint dazu: "Angehörige können unterstützen und helfen, sollten allerdings nie vergessen, dass sie keine Therapeuten sind."

Oft genug bleibt Angehörigen nichts übrig, als sich selbst Hilfe zu suchen. Ob das verständnisvolle Freunde sind, Selbsthilfegruppen, Therapie – nur wenn man selbst Kraft hat, kann man auch anderen helfen.

Depression in der Familie: Wie gehen Sie damit um?

Wie haben Sie Ihren Partner, Ihr Familienmitglied unterstützt? Wie setzt man für sich selbst Grenzen? Wo haben Sie sich Hilfe geholt? Was war in der Situation die größte Herausforderung? Tauschen Sie sich im Forum aus! (aan, 14.5.2018)