Wien – Gesetzt den Fall, ein kleines Unternehmen mit einigen Mitarbeitern ist seit einigen Jahren am Markt. Das Geschäft rennt zwar einigermaßen gut, die Umsätze sind in Ordnung, aber man kommt nicht recht vom Fleck. Zwar gibt es immer wieder Anläufe, um zu wachsen. Aber Strategien werden neben dem Tagesgeschäft nicht umgesetzt. Solche und ähnliche Fälle sind Christina Schweiger, Expertin für strategische Veränderungsprozesse, nur allzu gut bekannt.

"Hier können unbewusste Glaubensgrundsätze am Wirken sein, die strategische Veränderung verhindern", sagt sie. Am Competence Center für SMEs & Strategic Change an der FH Wien der WKW entwickelt Schweiger nun Instrumente, mit denen Unternehmen ihre Organisation und deren Logik selbst genau auf "unbewusste" Barrieren hin durchleuchten können.

Innovationsfähigkeit nachhaltig stärken

Will man die Innovations- und Veränderungsfähigkeit nachhaltig stärken, müssen die Innovationsblockaden identifiziert werden. "Das Unternehmen muss sich sozusagen seine Veränderungslogik bewusst machen", sagt Schweiger. In ihrer Forschung schaut sie auf eingespielte Organisationsstrukturen. Denn in ihnen können sich Glaubensgrundsätze verstecken, die Veränderung erschweren.

Wenn ein Unternehmen eben über Jahre nicht wächst, kann sich, so Schweiger, "dahinter auch die Annahme: 'Wachstum ist gefährlich', verstecken." Der Effekt: Man entscheidet immer wieder nach demselben Muster – und zwar gegen Wachstumsstrategien, oder anders formuliert: Das ausgeprägte Sicherheitsdenken kann dann das offiziell durchaus gewollte Wachsen unbewusst unterminieren.

Hilfestellungen für KMUs

Schweiger und ihr Team bieten nun kleineren und mittleren Unternehmen Hilfestellungen an. "Bei diesen Reflexionsprozessen gibt es mitunter sehr hilfreiche Aha-Effekte", sagt sie. Hilfreich ist dabei etwa das Erstellen einer Timeline des Unternehmens. In dieser sind alle Meilensteine der Vergangenheit eingezeichnet, etwa die Einführung eines Produkts und der dabei vorangegangenen Entscheidungsprozesse. Häufiges Ergebnis dieser Reflexion: Man entdeckt selbst "ähnliche Muster", sagt Schweiger.

Beispielsweise, dass man die Einführung eines neues Produkts hinausgeschoben hat, weil man noch nicht sicher war, ob es die Marktreife habe, und vier Jahre später – wieder vor dem ähnlichen Problem stehend – erneut gleich entscheidet. "Vor allem in Familienunternehmen ist es schwer, die Balance zwischen Bewahren und Verändern zu finden", sagt Schweiger. Im Reflexionsprozess können Unternehmen dann aber genau analysieren, an welchen Prozessschritten die traditionelle Herangehensweise unterstützend wirkte und in welchen sie eher hinderlich sind.

Das Projekt, das bis 2019 läuft und von der Stadt Wien (MA 23) gefördert wird, baut auf dem von der FFG finanzierten Vorgängerprojekt "KMUs in Veränderung" auf. Ziel ist es, in Kooperation mit KMUs ein theoretisch fundiertes Rahmenmodell weiterzuentwickeln, in dem "Veränderungshebel" schnell erkannt werden und die Veränderungsfähigkeit gefördert wird. (nort, 3.5.2018)