Die entscheidende Szene: Rolando trifft kurz vor Ende der Verlängerung.

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Ausgelassene Stimmung im Stade Velodrome von Marseille.

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Amadou Haidara hatte mit einem traumhaften Solo den Treffer zum 1:0 erzielt.

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Salzburg – Rapid, das 1996 im Brüsseler Endspiel des Cups der Cupsieger Paris Saint-Germain mit 0:1 unterlag, bleibt vorerst der letzte österreichische Europacupfinalist. Red Bull Salzburg scheiterte am Donnerstagabend denkbar knapp an der Nachfolge in der Europa League. Die mitreißende Kampagne der Mannschaft von Marco Rose endete in der Verlängerung gegen Marseille.

"Wir müssen zwei Tore mehr schießen als der Gegner", hatte Rose vor dem Anpfiff gesagt. Auch mit "wenn wir eines bekommen, dann noch mehr", hatte der Deutsche recht gehabt. Xaver Schlager und Fredrik Gulbrandsen statt Hannes Wolf und Hwang Hee-chang zum Start schienen ihm zielführend. Zunächst erfüllten sich die Hoffnungen nicht.

Marseille mit kontrolliertem Start

Die Franzosen zogen geradezu ein Lehrspiel für den Fall einer Halbzeitführung auf, verwalteten das 2:0 aus der Heimpartie nicht zu aufdringlich, aber effizient – inklusive Zeitspiels und taktischer Fouls. Es dauerte bis zur 13. Minute, ehe Munas Dabbur der erste Torschuss für Salzburg gelang. Vergleichbares hatte Olympique nicht zu bieten, musste es aber auch nicht. Es reichte zunächst, Salzburger Begehrlichkeiten zu unterbinden. Die Begeisterung der nahezu 30.000 Zuseher in der Red-Bull-Arena wurde also auf eine harte Probe gestellt.

Unmittelbar nach Seitenwechsel schickten sich die Franzosen an, den Sack zu schließen. Während aber Lucas Ocampos (46.) und Kapitän Dimitri Payet (52.) die eigentlich fällige Entscheidung für OM hinauszögerten, erweckte Amadou Haidara den Widerstand der Gastgeber zu neuem Leben. Schon in Hälfte eins der beste Salzburger, solierte der 20-Jährige aus Mali nach Vorarbeit von Stefan Lainer bis zum perfekten Abschluss an Marseilles Goalie Yohann Pele vorbei zum 1:0 (53.). Plötzlich schien das Blatt gewendet, ein Schuss von Andre Ramalho (58.), ein Fersler von Dabbur (60.), ein Solo von Gulbrandsen (63.) – der Gleichstand lag quasi schwer in der Wals-Siezenheimer Luft. Materialisiert hatte er sich dann nach Vorlage von Haidara, schwacher Abwehr von Adil Rami und abgefälschtem Schuss von Schlager (66.), der Bouna Sarr als Eigentor angerechnet wurde.

Draufgabe mit Dramatik

Der für Gulbrandsen eingewechselte Hwang vergab die Vorentscheidung (71.). Marseilles Torjäger Florian Thauvin, im Hinspiel einmal erfolgreich, belebte mit einem Kopfball an die Latte (73.) in der zunehmend dramatischen Partie die Sinne der Franzosen. Die verdankten den Gang in die Verlängerung aber dem russischen Schiedsrichter Sergej Karasew, der ein klares Handspiel von Duje Caleta-Car im Strafraum nicht ahndete (87.), aber auch Marseilles Clinton N'Jie, der mit einem Kopfball scheiterte (90.).

Die Draufgabe entbehrte nicht der Dramatik. Erst vergab Andre Anguissa die Entscheidung für Marseille (92.), dann Caleta-Car per Kopf für Salzburg (99.).

In der zweiten Hälfte der Verlängerung machte sich Erschöpfung breit. Der Lucky Punch gelang dann Marseille nach dem letzten Fehler der russischen Unparteiischen. Nach einem nicht zu gebenden Eckball netzte Rolando, erst kurz im Spiel, mitten ins Herz der Salzburger. Die Enttäuschung mündete noch in Gelb-Rot für Haidara und ein gellendes Pfeifkonzert. (Sigi Lützow, 3.5.2018)

Europa League, Halbfinal-Rückspiel, Donnerstag

Red Bull Salzburg – Olympique Marseille 2:1 (2:0, 0:0) n. V.
Red-Bull-Arena, 29.520 Zuschauer (ausverkauft), SR Sergej Karasew (RUS)

Torfolge:
1:0 (53.) Haidara
2:0 (65.) Sarr (Eigentor)
2:1 (116.) Rolando

Salzburg: Walke – Lainer, Ramalho, Caleta-Car, Ulmer (96. Pongracic) – Haidara, Samassekou, Schlager (84. Minamino), Berisha – Gulbrandsen (69. Hwang), Dabbur

Marseille: Pele – Sarr, Rami, Luiz Gustavo, Amavi – Sanson (101. Rolando), Lopez (66. Zambo Anguissa) – Thauvin, Payet, Ocampos – Germain (84. Njie)

Gelb-rote Karte: Haidara (119.)

Gelbe Karten: Rami, Lopez, Sarr, Germain, Amavi, Rolando, Pele bzw. Caleta-Car, Dabbur, Ramalho

Hinspiel 0:2, Marseille mit dem Gesamtscore von 3:2 im Finale am 16. Mai in Lyon gegen Atletico Madrid