"Ragnarok Online" wird es in Europa nicht mehr geben.

Foto: Whybe Online

Wer "Ragnarok Online" oder "Super Monday Night" gespielt hat, wird wohl enttäuscht sein – die Spiele werden in Europa abgedreht. Der Grund dafür sei die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), wegen der es nicht mehr möglich sei, den Betrieb aufrecht zu erhalten. Das berichtet heise. Die DSGVO sieht vor, die Verarbeitung personenbezogener Daten von EU-Bürgern zu vereinheitlichen und die Privatsphäre zu schützen. Bei Verstößen kann es zu saftigen Strafen kommen: Zwei bis vier Prozent des weltweiten Unternehmensumsatzes oder zehn bis zwanzig Millionen Euro könnten verhängt werden – je nachdem, welcher Betrag der höhere ist. Eine Umsetzung der Vorgaben sei für die beiden Spiele nicht lohnenswert.

Zu teuer für Indie-Titel

Die Grundlage, um Videospiele zu veröffentlichen, ist zumeist die größte PC-Spieleplattform Steam. Dafür ist ein kleiner Betrag notwendig, was vor allem kleinen Entwicklerstudios zugutekommt. Diese haben zumeist keine Rechtsabteilung. Das Problem könnte künftig sein, dass nicht unbedingt Probleme mit dem Umgang mit Datenschutz existieren, die kleinen Teams sich aber die Kosten für eine juristische Prüfung nicht leisten können oder wollen.

Die Umsetzung der DSGVO ist anspruchsvoll. So muss man dokumentieren, welche Daten man zu welchem Zweck erhebt und verarbeitet. Man muss angeben, wann Daten gelöscht werden und Sicherheitsmaßnahmen darlegen. Auch die Datenschutzbestimmungen müssen angepasst werden.

Jugendschutz womöglich problematisch

Etwa bei den neuen Vorschriften zum Jugendschutz könnte es zu Schwierigkeiten kommen. Noch sei es laut dem Spielerechtberater Felix Hilgert von der Anwaltskanzlei Osborne Clarke unklar, wie man das Alter eines Nutzers sinnvoll überprüfen kann, oder wie man herausfinden kann, dass ein Erziehungsberechtigter zugestimmt hat.

Große Games bleiben

Gerade Entwickler von Online-Spielen könnten bei den neuen Bestimmungen Probleme haben. Sie sammeln zumeist mehr Daten als Single-Player-Games. Zudem seien manche Monetarisierungsmodelle bedroht, da die Entwickler für diese Daten von Nutzern sammeln – etwa bei personalisierten Werbebannern.

Dass größere Spielestudios ihre Games nicht mehr in Europa anbieten, ist wohl unwahrscheinlich – schließlich gehört der europäische Videospielemarkt zu einem der größten. Bei kleineren Indie-Titeln ist es aber möglich, dass sie nicht mehr verkauft werden. (red, 5.5.2018)