Belgrad – Der serbische Ultranationalist Vojislav Seselj hat seine geplante Kundgebung in dem Vojvodina-Dorf Hrtkovci am Sonntag nicht abhalten können. Der wegen Kriegsverbrechen verurteilte Politiker und etwa 200 seiner Anhänger wurden von einem starken Polizeiaufgebot in der Ortschaft Jarak, etwa sieben Kilometer von Hrtkovci entfernt, aufgehalten.

Der Chef der Serbischen Radikalen Partei (SRS) kehrte laut Medienberichten daraufhin nach Belgrad zurück. Zuvor war es in Jarak zu einer Auseinandersetzung zwischen einigen Anhängern Seseljs und Mitgliedern der ebenfalls oppositionellen Liberaldemokratischen Partei (LDP) von Cedomir Jovanovic gekommen, die sich dort versammelt hatten, um die Kundgebung der Ultranationalisten zu verhindern. Das LDP-Präsidiumsmitglied Djordje Zujovic, das über Megafon immer wieder verkündete: "Seselj ist ein Kriegsverbrecher. Ganz Serbien soll dies wissen", trug Prügel davon, wie Medien berichteten.

Der Ultranationalist wollte mit der Kundgebung den 26. Jahrestag jener Rede von Hrtkovci begehen, für die er – unter anderem – vom UNO-Tribunal kürzlich rechtskräftig zu zehn Jahren Haft verurteilt worden war. In dem Dorf gebe es keinen Platz für Kroaten, verkündete Seselj am 6. Mai 1992. Darauf folgte die Vertreibung kroatischer Bewohner des Dorfes und in rund zwei Dutzend anderen Vojvodina-Dörfern.

Das Innenministerium untersagte die Kundgebung Seseljs in den vergangenen Tagen zweimal. Die Polizei riegelte Hrtkovci schon am Samstag ab und erlaubte nur Dorfbewohnern die Einfahrt in die Siedlung. (APA, 6.5.2018)