Wenn Mama oder Papa Pflege brauchen, leisten diese oft die Kinder. Könnten Sie sich das bei Ihren Eltern vorstellen?

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Menschen werden immer älter, und die Frage danach, wie wir unsere Eltern im Alter einmal versorgt wissen wollen, stellt sich daher für viele. Eltern nehmen ihre Kinder an der Hand und führen sie – zumindest eine Zeitlang – durch das Leben, bis sie auf ihren eigenen Beinen stehen und ihr eigenes Leben leben. Dennoch sehen viele erwachsene Kinder im elterlichen Zuhause den Ort, um Rat und Beistand in so manchen Fragen zu suchen. Mit dem Alter kann sich genau das verändern: Eltern sind auf Hilfe angewiesen, und Kinder stehen ihnen zur Seite. Dieser Rollenwechsel ist oft sehr schmerzhaft. Vor allem wenn man die körperliche und geistige Veränderung seiner Eltern hautnah miterlebt. Aber auch manche Eltern erleben die eigene Hilflosigkeit mitunter als beängstigend.

Die Frage, ob man seine Eltern im Alter einmal pflegen wird, stellt sich für viele Kinder. In Österreich wurden 2016 rund 80 Prozent der pflegebedürftigen Menschen zu Hause in unterschiedlichen Pflegesettings betreut, geht aus dem Pflegebericht des Sozialministeriums hervor. 50 Prozent der pflegegeldbeziehenden Personen wurden ausschließlich von Angehörigen betreut – wobei vor allem Frauen die Pflege älterer Familienmitglieder übernehmen.

Was wünschen sich Eltern?

Der Gedanke an die Pflegebedürftigkeit der eigenen Eltern macht oft sehr traurig, weil er auch an die Endlichkeit erinnert, und wird oft beiseitegeschoben. Aber manche Eltern wollen diese Frage auch mit ihren Kindern geklärt haben und bestehen vielleicht darauf, in ein Heim zu gehen, oder eben auf der familiären Pflege. Die Mutter von Poster "Cyanide and Happiness" möchte zum Beispiel nicht von ihren Kindern gepflegt werden:

Die Pflege für jemanden zu übernehmen hat auch Auswirkungen auf das eigene Leben. Die eigene Familie und der Job sind oft schwierig mit den Pflegetätigkeiten zu vereinbaren. 26 Prozent der pflegenden Angehörigen haben ihre Berufstätigkeit daher reduziert oder ganz aufgegeben, geht aus dem Qualitätssicherungsbericht 2016 hervor.

Eigenen Grenzen kennen

"Die häufigste Frage, mit der Angehörige auf uns zukommen, ist, welche Unterstützung sie sich holen können. Oft erzählen sie uns auch ihre persönliche Geschichte. Wir informieren dann, welche Angebote es gibt. Manchmal ist bereits der Besuchsdienst, bei dem Freiwillige Alltagserledigungen übernehmen oder Freizeit mit der zu pflegenden Person verbringen, eine große Entlastung. Oder auch die Rufhilfe und Essenszustellungen, die gut angenommen werden. Bei höherem Pflegebedarf können mobile Pflege und Betreuung, aber auch Tageseinrichtungen eine große Hilfe sein", erzählt Monika Wild, Pflegeexpertin des Roten Kreuzes.

Sie rät den Angehörigen, auch auf sich selbst zu schauen. "Pflege ist eine körperlich wie emotional anstrengende Aufgabe, für die es leider viel zu wenig Anerkennung gibt. Umso wichtiger ist es, dass pflegende Angehörige auf ihre eigene Gesundheit achten. Dazu gehört, die eigenen Grenzen zu kennen, auch einmal Nein zu sagen und sich Auszeiten zu nehmen – und wenn es nur wenige Stunden sind. Pflege ist Schwerarbeit – die richtigen Techniken helfen, die eigene Gesundheit zu schonen", so Wild.

Was würden Sie tun?

Können Sie sich vorstellen, Ihre Eltern zu pflegen? Erwarten Sie von Ihrem Kind, dass es Sie einmal pflegen wird, sollte es nötig sein? Welche Pflegetätigkeiten könnten Sie sich vorstellen und welche gar nicht? Haben Sie in Ihrer Familie die Pflegefrage geklärt? Wenn Sie bereits Ihre Eltern pflegen, welche Tipps haben Sie an Menschen, die vor dieser Entscheidung stehen? Berichten Sie von Ihren Überlegungen im Forum! (haju, 14.7.2018)