In einer gemeinsamen Erklärung springen österreichische Schriftstellervereinigungen und Literaturinstitutionen dem Autor Michael Köhlmeier bei. Dieser war für seine am vergangenen Freitag im Zeremoniensaal der Hofburg bei einer Gedenkveranstaltung an die Opfer des Nationalsozialismus gehaltene Rede in Kritik geraten.

Köhlmeier habe "die Aufgabe übernommen, auf den heuchlerischen Umgang mit dem Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus einzugehen, und er hat bei weitem nicht alle Belege dafür angeführt, die er anführen hätte können, dazu hat die Redezeit nicht gereicht". Die Reaktionen, die dem Autor u.a. "Holocaust-Verharmlosung" vorwarfen, bestätigten die Richtigkeit und Notwendigkeit dieser Rede, heißt es in der u.a. von der IG Autorinnen Autoren, dem Österreichischen PEN-Club und der Grazer Autorinnen Autorenversammlung unterzeichneten Erklärung.

Köhlmeier hatte in seiner Rede unter anderem in Anspielung an die "Schließung der Balkanroute" im Verlauf der Flüchtlingskrise angemerkt, dass es "auch damals schon Menschen gegeben (hat), die sich damit brüsteten, Fluchtrouten geschlossen zu haben".

"Blanke Heuchelei"

"Als viele Länder gegenüber jüdischen Flüchtlingen die Grenzen schlossen oder die Einreise extrem erschwerten, hatte der Holocaust noch nicht begonnen. Köhlmeiers Vergleich bezog sich auf diesen Umstand. Bedrohung für Leib und Leben war absehbar, aber noch nicht konkret sichtbar. Es ist nichts als blanke Heuchelei, beim Schließen von Fluchtrouten wie der Balkanroute von Maßnahmen zur Verhinderung von 'illegaler Migration' zu sprechen und sich selbst dadurch freizusprechen, solcherart den Boden für menschenverachtende Politik zu bereiten", so die auch von den Leitern des Literaturhauses Salzburg, der Alten Schmiede in Wien, des Forum Stadtpark in Graz und des Kärntner SchriftstellerInnen Verbandes unterstützte und heute veröffentlichte Erklärung.

"Wir bedanken uns bei Michael Köhlmeier für seine ebenso unmissverständliche wie in den aufgezählten Fakten unwiderlegbare Rede und erwarten uns von der Politik Einsichten statt versuchter Faktenverdrehungen", heißt es abschließend. "Demokratische Politik erweist sich durch demokratische Haltungen und humanes Handeln, aus dieser Verantwortung ist keine Politik zu entlassen." (APA, 8.5.2018)