Chronisch erkrankte Kinder müssen zukünftig medizinisch und gesundheitspädagogisch gezielter versorgt werden, fordern Experten.

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Mainz – Was viele Lehrerinnen und Lehrer schon lange geahnt haben, wurde nun auch wissenschaftlich bestätigt. Kinder mit chronischen Erkrankungen liegen bereits am Ende der ersten Klasse in den schulischen Kernfächern Lesen, Schreiben, Mathematik, Naturwissenschaft und Sozialkompetenz deutlich zurück. Das ist das zentrale Ergebnis der Studie ikidS (ich komme in die Schule), die von Wissenschaftern der Universitätsmedizin Mainz durchgeführt wurde.

Insgesamt werteten die Forscher die Daten von 1.462 Erstklässlern aus der Stadt Mainz und dem Landkreis Mainz-Bingen aus. Sie konnten zeigen, dass etwa 15 Prozent der Kinder eine schulisch relevante chronische Erkrankung aufweisen. "Wir konnten nachweisen, dass es einen Zusammenhang zwischen chronischen Erkrankungen und eingeschränktem Leistungsvermögen gibt", sagt Studienleiter Michael Urschitz vom Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik.

Maßnahmen entwickeln

Zu Beurteilung des Leistungsvermögens wurden die Kinder von ihren Lehrerinnen und Lehrern auf einer fünfstufigen Skala in den Bereichen Lesen, Schreiben, Mathematik, Naturwissenschaften und Sozialverhalten eingeschätzt. Daraus berechneten die Forscher einen "Leistungswert" der zwischen -10 (sehr schlecht) und +10 (sehr gut) liegen konnte.

Kinder mit chronischen Erkrankungen hatten mit einem Wert von 1,3 im Schnitt eine schlechtere Leistung als Kinder ohne chronische Erkrankungen, die einen mittleren Leistungswert von 2,1 hatten. Dieser Unterschied blieb auch dann bestehen, wenn weitere mögliche Faktoren für die Schulleistung berücksichtigt wurden – wie etwa die Schulbildung der Eltern.

Die Forscher wollen nun klare Empfehlungen zur Durchführung der Schuleingangsuntersuchung und zur Entwicklung von Versorgungs- und Fördermaßnahmen für den Schuleintritt erarbeiten. "Ziel muss sein, den Schulerfolg insbesondere für Kinder mit einer gesundheitlichen Beeinträchtigung zu verbessern", so die Forscher. (red, 9.5.2018)