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115 Mio. Dollar für Picassos "Mädchen mit Blumenkorb" (1905) aus der Sammlung von David und Peggy Rockefeller. Ab Herbst gastiert es bei einer Ausstellung in Paris.

AP / Christie's Images Ltd.

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Peggy (1915-1996) und David (1915-2017) Rockefeller hegten zeitlebens eine Leidenschaft für Kunst. Nun gelangten knapp 1600 Objekte aus ihrer Kunstsammlung bei Christie’s zur Versteigerung.

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Pablo Picassos "Fillette à la corbeille fleurie" (1905) war einst im Besitz der legendären Kunstsammlerin Gertrude Stein und zierte – unter vielen anderen "zeitgenössischen" Werken – die Wände ihres Pariser Salons in der Rue de Fleurus 27.

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Aus Claude Monets legendärer Seerosenzucht: "Nymphéas en fleur" fischte sich ein asiatischer Käufer für 84,68 Millionen Dollar zum neuen Auktionsrekord für den Künstler aus dem Angebot

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Rockefeller steht synonym für Reichtum, ebenso für Wohltätigkeit, gemessen an den über die Jahre von Familienmitgliedern gegründeten gemeinnützigen Stiftungen und monetären Zuwendungen im Forschungsbereich. Mit einem Hausierer und Kurpfuscher würde man diesen Namen nicht mehr in Verbindung bringen: William Avery Rockefellers Biografie geriet angesichts der unternehmerischen Erfolge seiner Söhne und Nachfahren längst in Vergessenheit.

Sein Urenkel David, ein milliardenschwerer US-amerikanische Bankier, verstarb im März 2017. Er und seine Ehefrau Peggy (1915-1996) hatten zeitlebens eine Leidenschaft für Kunst gepflegt. Davon zeugte nicht nur die bis in die Gründungstage zurückreichende Verbindung zum Museum of Modern Art (MoMA, New York), sondern auch eine umfangreiche, auf diverse Wohnsitze verteilte Kunstsammlung: 1600 Objekte daraus gelangten jetzt in New York zur Versteigerung.

Kampf der Auktionshäuser

Via Christie's, jenes Auktionshaus, das im Rockefeller Center residiert, ein 1931 bis 1940 erbauter Gebäudekomplex, bei dem Davids Vater John D. Rockefeller II. federführend war. Ob sich auch Sotheby's um diesen Nachlass bemüht hatte? Gerüchteweise, jedoch ist das börsennotierte Auktionshaus weniger flexibel, da es Risiken im Sinne der Aktionäre abwägen muss. Anders als das Privatunternehmen Christie's, das den Deal laut dem deutschen Handelsblatt mit einer substanziellen Garantie an Land zog: unabhängig vom tatsächlichen Verkaufserlös, der wohltätigen Organisationen, der Harvard University oder auch dem MoMA zugutekommt.

In welcher Höhe dieser hinter den Kulissen vereinbarte Betrag X liegt, darüber kann man nur mutmaßen. Ein Rekordpoker ist es jedenfalls: Das Auktionshaus profitiert höchstens dann, wenn die Summe aller Meistbote über der Garantie liegt und die Käufergebühren 1:1 in die Kassen fließen.

Ein Risiko, das man bei der Auftaktauktion (8. 5.) für 13 Positionen mit Dritten teilte, bestätigt Christie's auf Anfrage. Bei diesem Modell sichert ein als "Third Party" geläufiger Akteur für ein Objekt im Vorfeld einen bestimmten Betrag zu. Damit ist der Verkauf gesichert. Es sei denn, das finale Gebot läge darüber. Dann bekommt der Garantiegeber seine Risikobereitschaft vom Auktionshaus über eine Gebühr abgegolten. Andernfalls nennt er eben das Kunstwerk sein Eigen: etwa Pablo Picassos Fillette à la corbeille fleurie (1905).

Noch im November lag der lancierte Schätzwert bei 70 Millionen Dollar und stieg im Laufe der Wochen bis auf zuletzt 100 Millionen. Christie's dürfte wohl damit spekuliert haben, den vorläufigen Picasso-Rekord von 180 Millionen Dollar (2015: Les femmes d'Alger, 1955) zu übertreffen. Praktisch erteilte man den Zuschlag für den in zarten Pastelltönen gehaltenen Mädchenakt bereits bei netto 102 Millionen bzw. 115 Millionen Dollar (inkl. Aufgeld) einem Telefonbieter, bei dem es sich laut Bloomberg um den Garantiegeber handelt.

Teuerstes Kunstwerk der Saison

Anders verlief es beim Seerosenstück Nymphéas en fleur von Claude Monet und der verführerischen Odalisque couchée aux magnolias von Henri Matisse: Für die umkämpften Werke bewilligten asiatische Käufer mit 84,68 (Monet) bzw. 80,75 (Matisse) Millionen Dollar neue Auktionsrekorde, in beiden Fällen muss eine "Third Party" abgegolten werden.

Der für die erste Rockefeller-Auktion verlautbarte Umsatz belief sich nach 44 Besitzerwechseln auf 646,13 Millionen Dollar, das höchste je für einen "Single Owner Sale" verzeichnete Tagestotal. Anderntags folgten weitere Rekorde und lief das Umsatzzählwerk unaufhörlich weiter: 24 Stunden später hielt man bei 765,38 Millionen Dollar. Parallel laufen Online-Auktionen, für die sich 2000 Bieter registrierten. Bei Redaktionsschluss lag der Umsatzpegel bei 828,04 Millionen Dollar und unter der erträumten Ein-Milliarden-Hürde.

Der Titel "teuerstes Kunstwerk der Saison" wird jedenfalls erst kommende Woche in New York vergeben. Der heißeste Anwärter: ein Akt von Modigliani, für den Sotheby's bereits einen Interessenten vorweisen kann, der 150 Millionen Dollar zugesichert hat. (Olga Kronsteiner, 12.5.2018)