Gags, Gags, Gags: In Linz tobt die "Balkanoperette".

Foto: Christian Brachwitz

Linz – Am Freitag feierte die Balkanoperette Premiere an den Linzer Kammerspielen: eine grelle Groteske um eine serbische Bestatterdynastie – ganz im Stil von Emir Kusturicas Film Schwarze Katze, weißer Kater. Dessen schräg-hintergründigen Witz bei gleichzeitig an Fellinis Roma gemahnender Üppigkeit kann die Inszenierung von Robin Telfer aber nur bedingt erreichen. Dabei hat die Geschichte, die auf der schwarzhumorigen Komödie Die Marathonläufer drehen eine Ehrenrunde (1973) des jugoslawischen Dramatikers Dusan Kovacevic sowie deren Verfilmung durch Slobodan Sijan basiert und die vom Exilbulgaren Dimitré Dinev als Topalovic & Söhne für das Theater adaptiert wurde, alle Voraussetzungen dafür:

Seit sechs Generationen lebt der Topalovic-Clan vom Tod der anderen. Als der Patriarch der Familie, der 146-jährige Pantelija, stirbt (sein Ebenbild Karl Marx hängt an der Wand), entbrennt unter den Nachkommen ein unguter Erbschaftsstreit. Der nun älteste, Maximilian (Christian Higer), ist 126, an den Rollstuhl gefesselt und praktisch taub. Macht aber nichts, denn als Krankenschwester hat er die frivole Olja (Katharina Hofmann) in roten Lackstiefeln und mit Ruf-mich-an-Peitsche.

Skurrile Familie

Zur skurrilen Familie gehören noch Axentije (Vasilij Sotke), der schon einmal sein Holzbein verliert, Milutin (Sebastian Hufschmidt), Lucky (Lutz Zeidler) und der jüngste Spross Mirko (Julian Sigl). Letzterer möchte aber nicht länger Leichen vermessen, die dann eh zu lang für den Sarg sind, sondern Schauspieler werden. Zudem hat er sich in Kristina (Angela Waidmann) verschaut, die aber ihrerseits Danko (Alexander Julian Meile) liebt. Einen im Jugoslawienkrieg abgeschossenen US-Piloten, der nun einen Film drehen möchte und ein Fotostudio betreibt, in dem er Kalender fürs Verteidigungsministerium produziert.

Nach Pantelijas Tod soll dieser mit der neuesten Anschaffung des Bestattungsbetriebs, einem Krematorium, das auch als Backofen für einen Schweinsbraten dient, verbrannt werden. In dieser Tour de Force, die dank Siegfried E. Mayers Drehbühne zwischen den Schauplätzen hin und her wechselt, spielt noch der Gauner Billy Piton (sehr gut: Horst Heiss) eine wichtige Rolle.

Showdown auf dem Friedhof

Gesetzestreu sind auch die Topalovics nicht wirklich: Seit 20 Jahren haben sie keinen neuen Sarg gemacht, stattdessen lassen sie die alten zwecks Wiederverwendung ausgraben. Nach dem Showdown auf dem Friedhof darf im Himmel mit Engelsflügerln weitergesungen werden: Hebt das Glas auf die Toten! Das feine Ensemble wird von den Balkansounds des Landstheater-Musikchefs Nebojsa Krulanovic unterstützt. Bei so viel Balkanfolklore bleibt aber das Hintergründige der Vorlage etwas auf der Strecke, denn mit Fortdauer des Stücks wird die Gagparade zu klamaukig. (dog, 14.5.2018)