Veronica Kaup-Hasler wird neue Wiener Kulturstadträtin.

Foto: Heribert Corn

Sie war schon länger als streitbarer und durchaus politischer Kopf bekannt – die mit zwölf Jahren am längsten dienende Intendantin des Festivals Steirischer Herbst, Veronica Kaup-Hasler.

Von der Parteipolitik hat sie sich hingegen bisher ferngehalten. Künftig wird die Wien-Heimkehrerin, die von 2006 bis 2017 ihren Lebensmittelpunkt in Graz hatte, aber die Geschicke der Kulturpolitik unter dem neuen roten Bürgermeister Michael Ludwig leiten – auch wenn die 49-Jährige laut STANDARD-Informationen der SPÖ nicht beitreten wird.

Wer sie kennt, weiß: Ihre Amtsausübung könnte durchaus spannend werden, nicht nur weil sich Kaup-Hasler am Montag als "seltsames Wesen" in Ludwigs Team der Öffentlichkeit präsentierte.

Gebürtige Dresdnerin

Veronica Kaup-Hasler wurde 1968 in Dresden in eine Ossi-Ösi-Künstlerfamilie geboren: Der Vater ist ein österreichischer Schauspieler, die Mutter eine ostdeutsche Sängerin. 1970 reiste die Familie aus der DDR nach Wien aus, wo Kaup-Hasler aufwuchs und Germanistik, Politikwissenschaft, Ethnologie und Theaterwissenschaft studierte. Stationen im Kulturbetrieb waren unter anderem die Salzburger Festspiele und das Theater Basel, bevor sie von 1995 bis 2001 bei den Wiener Festwochen als Festivaldramaturgin und ab 1998 als künstlerische Mitarbeiterin des 2015 verstorbenen Schauspieldirektors Luc Bondy arbeitete. Kaup-Hasler war auch im Jahr 2000 in die Entwicklung der legendären Container-Aktion "Ausländer raus" von Christoph Schlingensief im Rahmen der Wiener Festwochen eingebunden.

Ihre erste eigene Intendanz war jene des biennalen Festivals Theaterformen in Deutschland, das sie von 2001 bis 2004 leitete. 2006 folgte sie dann dem 2017 verstorbenen Peter Oswald als Intendantin des Mehrspartenfestivals nach Graz. Unter ihre Leitung fielen Uraufführungen sowie international vielbeachtete und aufsehenerregende Produktionen wie das Marathon-Camp politischer Aktivisten 2012 oder zuletzt 2017 die Arbeit an Elfriede Jelineks "Kinder der Toten" mit dem Nature Theater of Oklahoma in der Obersteiermark. Während ihrer Grazer Zeit widerstand Kaup-Hasler mehreren Angeboten aus Deutschland. Dass sie stattdessen in die Wiener Stadtpolitik gehen würde, kam am Montag auch für langjährige Wegbereiter überraschend.

Privat lebt die zweifache Mutter seit über zehn Jahren in einer Patchworkfamilie mit dem ehemaligen Chef der STANDARD-Kulturredaktion, Claus Philipp, der bis zum Vorjahr das Wiener Stadtkino geleitet hat. (Colette M. Schmidt, 14.5.2018)