Echter Kujau: Der vermeintlich am 15. April begonnenen Band der gefälschten Hitler-Tagebücher wird zusammen mit der mittlerweile legendären Ausgabe des "Stern"-Magazins (25. April 1983) versteigert.

Foto: Grisebach

Es ist angeblich der letzte Band einer Tagebuchserie, die 63 Hefte umfassen soll, der auf 57 beschriebenen Seiten vermeintlich Adolf Hitlers letzte Tage dokumentieren soll. "Unser Führer hat sich um 3.31 Uhr nachmittags erschossen! Heil Hitler!", habe sein engster Vertrauter Martin Bormann am 30. April 1945 in zittriger Handschrift notiert.

Ein Fake, denn tatsächlich war Konrad Kujau der Autor, jener Meisterfälscher, dem die Medienbranche den größten journalistischen Flop der Nachkriegsgeschichte verdankt. Am 31. Mai gelangt dieses Dokument beim Auktionshaus Grisebach in Berlin zur Versteigerung. Der Schätzwert beläuft sich auf 5.000 bis 7.000 Euro.

Verurteilung und Verfilmung

Umgerechnet 4,75 Millionen Euro (9,34 Millionen Mark) hatte der "Stern" 1983 für die sogenannten Hitler-Tagebücher im Umfang von 62 Heften bezahlt, denen man eine Serie zu widmen gedachte. Nur wenige Stunden nach der zweiten Veröffentlichung entlarvten das Bundesarchiv und das Bundeskriminalamt die Tagebücher als Fälschung.

1992 verfilmte Helmut Dietl das Schelmenstück in der Satire "Schtonk!". Da war Kujau, der 2000 verstarb, längst wieder rehabilitiert. Im Juli 1985 war er in Hamburg wegen Betrugs in Tateinheit mit Urkundenfälschung zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Das Gericht hatte "ein erhebliches Mitverschulden" von Verlag und Redaktion als mildernd gewertet. Aufgrund seiner Krebserkrankung wurde er nach drei Jahren vorzeitig entlassen.

Kujau fälschte im Gefängnis weiter

Die 62 Bände der gefälschten Tagebücher werden bis heute im Archiv des Verlags Gruner + Jahr, im Bundesarchiv in Koblenz, im Haus der Geschichte in Bonn und im Hamburger Polizeimuseum verwahrt.

Nummer 63 schuf Kujau allerdings erst 1989, also während seiner Haft. Laut den aktuellen Katalogangaben landete dieses Heft als Schenkung des Fälschers in einer Privatsammlung in Berlin. Dort gelangte es 2004 erstmals beim Auktionshaus Jeschke, Greve & Hauff zur Versteigerung, wo es jener Hamburger Sammler für 6.500 Euro erwarb, der nun als Verkäufer fungiert.

Damals hatte sich auch herausgestellt, dass die Gesamtzahl der gefälschten Tagebuchbände noch größer sein dürfte. Denn er habe im Gefängnis noch weitere Exemplare angefertigt, zitierten diverse Medien seine Nichte. Den eilfertigen Käufern habe er freilich jedes Mal erzählt, es sei das einzige. (Olga Kronsteiner, 18.5.2018)