Geringe Personalkosten: Künstliche Intelligenz in "Deep Present".

Foto: Euiseok Seong

1. Die Orestie Aischylos’ Tragödientrilogie markiert so etwas wie das antike Stiftungsfest der modernen Demokratie. "Das Blut der Verstorbenen schläft nicht", sagt Klytaimnestra noch zu Beginn, und am Ende öffnet sich – dank der Göttin Pallas Athene – der Weg zu einer neuen Rechtsprechung, die auf Verstand basieren und mit Maß und Ziel operieren möge. Daran lässt Regisseur Ersan Mondtag natürlich seine Zweifel durchblicken. Der gefeierte deutsche Regisseur verpackt die auf Rache gebauten Verhältnisse zwischen den Dynastien in eine ganz eigene Kunstwelt. In seiner Inszenierung vom Thalia-Theater Hamburg, mit der er nun zum ersten Mal in Österreich zu sehen ist, tragen die Menschen ihres Zeichens Rattennasen. (afze) Theater a. d. Wien, Bis 23. Mai, 19.00

2. micro | macro Wer sich mit Teilchen- oder Astrophysik beschäftigt, weiß: Es ist kein Herauskommen aus dem Staunen über die Dimensionen in den Tiefen der Materie und den Weiten des Weltalls. Der renommierte japanische Künstler und Komponist Ryoji Ikeda versucht das ganze Ausmaß dieser Wirklichkeiten zwischen Quanten und Quasaren für alle sinnlich erfahrbar zu machen. In seiner audiovisuellen Großinstallation micro | macro – the planck universe kann das Festwochen-Publikum jetzt in Bilderfluten und Klangräume eintauchen, die Ikeda im Jahr 2015 nach einem Studienaufenthalt bei Cern in Genf generiert hat. (ploe) Museumsquartier Halle E, Eröffnung am 22. Mai um 19.00, bis 17. Juni, 16.00–22.00 bzw. 16.00–24.00

3. Hyperreality Die Clubbing-Schiene der Wiener Festwochen geht heuer – nach der vorjährigen Sause im Schloss Neugebäude – weit draußen in Atzgersdorf in der ehemaligen Sargfabrik F23 im etwas abgelegenen Gemeindebezirk Liesing über die Bühne. Es ist ein gottverlassener Ort an einer der großen Einfahrtstraßen Wiens mit eher schlechter Anbindung an den öffentlichen Verkehr. Nach nur 30 Minuten Fußmarsch Richtung Zentrum sieht man aber schon Schloss Schönbrunn. Allerdings gibt es einen Shuttleservice. Dafür haben sich mit dem fantastischen venezolanischen Elektronikproduzenten Arca oder R-’n’-B-Star Kelela zwei große Stars der Szene angekündigt. Ergänzt wird das dreitägige Programm durch lokale Acts wie Fauna, Jung an Tagen oder die Gaddafi Girls. Dazu kommt DJ-Prominenz wie DJ Assault, Nina Kraviz oder Electric Indigo. (schach) F23 (ehemalige Sargerzeugung Atzgersdorf), Breitenfurter Straße 176, 1230 Wien, 24.–26. Mai, 20.00

4. Deep Present Obwohl keine lebenden Performer auf der Bühne zu sehen sind, sinken die Personalkosten dieses Abends nicht, denn das Gespräch zwischen vier Wesen von künstlicher Intelligenz verursacht backstage einigermaßen Aufwand. Damit HAL, AIBO, Libidoll und Tathata gut in Schuss sind, haben das Intelligent System Research Lab und die Korea Aerospace University intensiv zusammengearbeitet. Konzept, Regie und Musik stammen von der koreanischen Künstlerin Jisun Kim. Grundgedanke: Was passiert, wenn der Mensch sein Denken auslagert, also beim ultimativen Outsourcing? (afze)
Halle G, MQ, 25.–27. Mai, 21.00