Wien – ORF-General Alexander Wrabetz will die neue Chefin und die neuen Chefs für ORF 1 und ORF 2 in dieser Woche* offiziell bestellen. Es werden voraussichtlich die seit Dienstantritt der neuen Regierung von ÖVP und FPÖ als fix gehandelten Kandidaten sein, teils gegen das eindeutige, aber nicht bindende Votum der ORF-Redakteure: Lisa Totzauer soll künftig ORF 1 als Channel-Managerin führen, Wolfgang Geier dort Chefredakteur werden. ORF 2 soll Alexander Hofer ("Seitenblicke") leiten, Channel-Chefredakteur für den Großteil der bisherigen TV-Information soll Matthias Schrom werden.

Die erwarteten Neuen in Kurzporträts:

Lisa Totzauer, künftig Channel-Managerin von ORF 1, hier beim Dialogforum im Radiokulturhaus 2017.
Foto: Andy Urban

Lisa Totzauer, Channel-Managerin ORF 1

Lisa Totzauer (47) ist seit Herbst 2012 Infochefin von ORF 1, verantwortlich für vielgelobte Entwicklungen wie die "Wahlfahrt" mit ihrem Vize Hanno Settele und das "Nationalraten". Die von ihr verantwortete Faktencheck-Seite "Faktoderfake" landete 2017 vor der Medienbehörde – womöglich auch Ausdruck interner Zuständigkeits- und Machtkämpfe.

Die Sendungsverantwortliche der "Zeit im Bild 1" sollte eigentlich 2010 TV-Magazinchefin werden, doch der damalige ORF-Infodirektor Elmar Oberhauser legte sich gegen die Bestellung mit der Begründung quer, Totzauer sei ein ÖVP-Wunsch. Als Oberhauser wenig später versuchte, Fritz Dittlbacher, weil SPÖ-Wunsch, als TV-Chefredakteur zu verhindern, ließ ORF-General Alexander Wrabetz Oberhauser abwählen.

2012 fand Dittlbachers interne Mailbeschwerde an die "ZiB"-Sendungschefin über eine Grafik zu Parteispenden aus dem Umfeld der Arbeiterkammer in die "Krone"-Innenpolitik und damit an die Öffentlichkeit.

Magistra Totzauer studierte Vergleichende Literaturwissenschaften und Französisch. Sie begann 1997 im aktuellen Dienst des ORF-Landesstudios Niederösterreich. Ab 1999 war sie Redakteurin und Live-Reporterin der "ZiB 2", wenig später kam auch der spätere Niederösterreich-Chefredakteur und Finanzdirektor Richard Grasl aus dem Landesstudio Niederösterreich zur "ZiB 2" nach Wien.

Bei der "ZiB 2" arbeitete Totzauer eng mit Wolfgang Geier zusammen, der nun Chefredakteur von ORF 1 werden soll. Sie sollen, wiewohl den Bürgerlichen zugeordnet, einige interne Auseinandersetzungen mit dem damaligen zentralen Chefredakteur Werner Mück über die Berichterstattung gehabt haben, erinnern sich Redaktionsmitglieder. Mück wurde unter der 2001 mit Stimmen von ÖVP und FPÖ bestellten ORF-Generalin Monika Lindner Chefredakteur.

2003 wechselte Totzauer als Innenpolitikredakteurin, Live-Reporterin und Chefin vom Dienst in die "Zeit im Bild", 2007 wurde sie dort Sendungschefin. Seit Herbst 2012 führt sie die ORF-1-Information. Zuletzt entwickelte sie im Rahmen der von Stefan Ströbitzer geleiteten ORF-1-Arbeitsgruppe neue Formate, etwa Infotainment für den Vorabend und im Auftrag von ORF-General Wrabetz mit dem ORF-Strategen Franz Manola ein einstündiges Infoformat für 21 Uhr auf ORF 1.

Das Channel-Management von ORF 1 könnte nur eine Zwischenstation für Totzauer sein. Sie wird seit langem als bürgerliche Kandidatin für eine Funktion in Geschäftsführung oder künftig ORF-Vorstand gehandelt. Ihr werden sehr gute Kontakte zu Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) und zu Bundeskanzler und ÖVP-Chef Sebastian Kurz nachgesagt.

Alexander Hofer, zuletzt "Seitenblicke"-Chef.
Foto: ORF/Günther Pichlkostner

Alexander Hofer, Channel-Manager ORF 2

Alexander Hofer (46) ist langjähriger Redaktionsleiter/Chefredakteur der ORF-Societysendung "Seitenblicke". 2016 hat er unter Projektleitung von Roland Brunhofer die mobile Morgensendung "Guten Morgen Österreich" entwickelt.

Mit so leichten TV-Illustrierten und mobiler Fernseharbeit hat er langjährige Erfahrung: Ab 1999 war der Wiener drei Jahre lang als "Satellitenreporter" von "Willkommen Österreich" "bei jedem Wind und Wetter unterwegs". So blickte Hofer 2003 zurück, als er Wetter-Präsentator des ORF-Frühstücksfernsehens im Vorabendprogramm (heute: "Daheim in Österreich", ebenfalls aus mobilem Studio) wurde. Über Jahre lieferte Hofer dann einen "etwas anderen" Blick aufs Wetter – und erklärte etwa, wie schnell Regentropfen zur Erde unterwegs sind.

Seit 2007 leitet Hofer die "Seitenblicke"-Redaktion. Er gilt als gut vernetzt insbesondere in niederösterreichischen ÖVP-Kreisen. Zum 25-Jahr-Jubiäum seines Societyformats erklärte Hofer der APA: Distanz zu halten sei das Um und Auf für Journalisten und gelte in der Innenpolitik genauso wie in der Society-Berichterstattung. "Daher bin ich auch ein großer Freund des 'Sie', weil es die gewisse Distanz schafft, die in einem kleinen Land wie Österreich wichtig ist."

Wolfgang Geier, zuletzt stellvertretender Ressortleiter Innenpolitik der "Zeit im Bild".
Foto: ORF/ Roman Zach-Kiesling

Wolfgang Geier, Channel-Chefredakteur ORF 1

Wolfgang Geier (52) wurde in Kufstein geboren, er studierte Germanistik und Geschichte in Innsbruck. 1989 begann er – bei in verfügbaren CVs ungenannten Zeitungen und Radiostationen – journalistisch zu arbeiten; ab 1996 für das ORF-Landesstudio Tirol. 1999 wechselte er in die Radio-Innenpolitik nach Wien, 2001 in die Fernseh-Innenpolitik zunächst der "ZiB 2", wo er eng mit Lisa Totzauer zusammenarbeitete, später für alle "ZiBs". Ab August 2009 war Geier bis 2013 ORF-Korrespondent in Washington, seither stellvertretender Ressortchef Innenpolitik unter Langzeitressortleiter Hans Bürger.

2013 wurde er als Anchor für die "Zeit im Bild" als Nachfolger von Eugen Freund gehandelt, den Job bekam schließlich Rainer Hazivar.

Geier wurde mehrfach auch als Nachfolger von Helmut Krieghofer als ORF-Landesdirektor in Tirol gehandelt. Er hat sich einmal um die Funktion beworben. Es wurde der frühere ORF-Stiftungsrat und Ex-ÖVP-Landesgeschäftsführer Krieghofer, der nun, nach Landtagswahl und Rad-WM, gegen Jahresende in Pension geht.

Matthias Schrom, zuletzt Innenpolitikredakteur der "Zeit im Bild".
Foto: ORF/Günther Pichlkostner

Matthias Schrom, Channel-Chefredakteur ORF 2

Matthias Schrom (44) ist bisher Redakteur in der Innenpolitik der "Zeit im Bild" und schwerpunktmäßig zuständig für die FPÖ. Die sieht sich in Schroms Arbeit fair dargestellt und unterstützte seinen großen Karriereschritt zum Channel-Chefredakteur von ORF 2. In der Funktion leitet Schrom den Großteil der TV-Infosendungen einschließlich der meistgesehenen des Landes, "Zeit im Bild" und "ZiB 2".

Schrom moderierte nach eigenen Angaben bei Südtiroler Radiosendern, war Programmchef beim Privatsender Antenne Tirol (so hieß damals der landesweite Regionalsender der Moser-Holding, heute Life Radio), war dann Moderator, Sportreporter und Chef vom Dienst im ORF-Landesstudio Tirol. Er arbeitete danach als Reporter und Redakteur bei Ö3, dann als Chef vom Dienst bei "Wien heute" und dann in der ORF-Fernsehchronik als stellvertretender Ressortchef. Von dort wechselte er in die "ZiB"-Innenpolitik. (fid, 24.5.2018)