Bild nicht mehr verfügbar.

Peter Pilz drängt zurück in den Nationalrat.

Foto: reuters / HEINZ-PETER BADER

Peter Pilz möchte zurück ins Parlament. Zwar sind die Vorwürfe wegen sexueller Belästigung nicht wirklich ausgeräumt (eingestellt wurden die Verfahren ja wegen Verjährung beziehungsweise mangelnder Ermächtigung zur Strafverfolgung durch die betroffenen Frauen), dennoch drängt der Listengründer zurück in den Nationalrat. Immerhin stehen gleich zwei Untersuchungsausschüsse ins Haus.

Ohne ihren Namensgeber an der Spitze wären wohl auch die zukünftigen Erfolgschancen der Liste Peter Pilz schwer ramponiert. Denn obwohl die Liste im Gegensatz zu den Grünen im Nationalrat vertreten ist, bedingt ihre politische Positionierung automatisch eine starke Konkurrenzsituation gegenüber der Ökopartei.

Während einander Peter Pilz und die Spitzen der Grünen wohl kaum mehr Freundlichkeiten auszurichten haben, ist in der Wählerschaft die wechselseitige Sympathie nämlich durchaus gegeben. In der Autnes-Nachwahlbefragung 2017 nennen sowohl Grün- als auch Pilz-Wähler im Mittel die jeweils andere Partei als die zweitsympathischste. Auch demografisch und einstellungsmäßig gibt es größere Überschneidungen – was wenig wundert, ist doch ein erklecklicher Teil der grünen Wählerschaft von 2013 im vergangenen Oktober ins Lager der Liste Pilz gewechselt.

Dennoch lohnt sich ein Blick auf die Unterschiede. Sie zeigen nämlich, wo die Liste Pilz in der Wählerschaft gegenüber den Grünen punkten konnte, und markieren damit die Wählergruppen, um die die beiden Parteien konkurrieren. Die Grafik unten zeigt auf Basis von Autnes-Daten durchschnittliche Sympathiewerte für Grüne und Liste Pilz auf einer Skala von null bis zehn.

In demografischer Hinsicht hat die Liste Pilz bei älteren Menschen, formal niedriger Gebildeten sowie bei Männern mehr Sympathien als die Grünen. Auf den ersten Blick ist das wenig überraschend, kommen doch Grünstimmen in ganz Westeuropa überdurchschnittlich von Jüngeren, Höhergebildeten und Frauen. Was die Liste Pilz aber gezeigt hat, ist, dass eine Grün-Abspaltung (deren restliches Personal ja auch ideologisch nicht weit weg von den Grünen verortet ist) bei diesen Wählergruppen durchaus punkten kann. Bei den Faktoren Alter, Geschlecht und Bildung ist das Sympathiegefälle für die Liste Pilz jeweils deutlich geringer als für die Grünen.

Eine ähnliche Diagnose ergibt sich bei Einstellungsfragen. Wiewohl die Positionen der Wählergruppen bei Zuwanderung, Ungleichheit und direkter Demokratie korrelieren, sind die Gruppenunterschiede für die Grünen zumindest bei ersterer und letzterer Frage größer. Die Liste Pilz schneidet also bei Zuwanderungsskeptikern und bei Anhängern direktdemokratischer Entscheidungen teilweise deutlich besser ab als die Grünen.

Anders formuliert, ist den Grünen mit dem Antreten der Liste Pilz nur noch ihre engste Kernwählerschaft geblieben. Der Konkurrenzkampf zwischen den beiden Parteien wird sich also primär um die Stimmen der "peripheren" Grün-Wähler drehen, die 2017 ihr Kreuz bei Peter Pilz gemacht haben. Entscheidend wird also sein, ob die Grünen es trotz ihrer Krise schaffen werden, ideologisch einen Schritt auf diese Gruppe zuzugehen. Und natürlich auch, ob sich Peter Pilz in den Augen der Wählerschaft rehabilitieren kann. (Laurenz Ennser-Jedenastik, 24.5.2018)