Podemos-Generalsekretär Pablo Iglesias und Fraktionssprecherin Irene Montero, seine Lebensgefährtin, stellen die Vertrauensfrage: Bis Sonntag können die knapp 500.000 registrierten Nutzer der Internetseite der linksalternativen Partei darüber abstimmen, ob die beiden gehen müssen – oder nicht.

Der Grund: Iglesias (39) und Montero (30) haben sich gemeinsam für 600.000 Euro eine Villa mit Grundstück, Gästehaus und Pool in einem Luxusvorort von Madrid gekauft. Dort wollen sie ihre Zwillinge aufziehen, die bald zur Welt kommen werden. Dafür nahmen sie einen Kredit von 540.000 Euro auf 30 Jahre auf, mit einer monatlichen Rate von 1600 Euro. Eine Menge Geld für zwei Politiker, die – so die Podemos-Regel – als Parlamentarier nur den dreifachen spanischen Mindestlohn von 825 Euro pro Monat verdienen. Iglesias hat außerdem Einkünfte als Autor und als Produzent von Fernsehprogrammen.

"Nicht wie die Kaste sein"

Die Kritik ließ nicht auf sich warten. Für viele geht es ums Prinzip und um die Glaubwürdigkeit der Partei. Podemos trat vor vier Jahren an, um die alte Politik zu beerdigen. Es war Iglesias, der dem ehemaligen, konservativen Wirtschaftsminister und jetzigen Mitglied im Vorstand der Europäischen Zentralbank, Luis de Guindos, einen teuren Wohnungskauf ankreidete. "Würdest du die Wirtschaftspolitik des Landes jemandem anvertrauen, der 600.000 Euro für eine Wohnung mit Dachterrasse ausgibt?", twitterte er.

"Du kannst deinen Abgeordneten keine Lohnbeschränkung auferlegen, damit sie sich nicht von den Bürgern entfernen und dann selbst wie die privilegierte Minderheit leben", kritisiert der Journalist Antonio Maestre. Und aus den eigenen Reihen meldet sich der Bürgermeister von Cádiz, José María González, zu Wort: "Die Idee war, nicht wie die Kaste zu sein." Und die Bürgermeisterin von Barcelona Ada Colau würde "nie ein Haus wie das von Iglesias und Montero kaufen". Nur das enge Umfeld von Iglesias verteidigt ihn und spricht von einer "Offensive der reaktionären Presse".

Iglesias und Montero werden das Parteiplebiszit wohl kaum verlieren. Doch abgestraft werden sie sicher: Diejenigen, die auf dem letzten Kongress die ursprüngliche Parteilinie – die statt links und rechts zwischen oben und unten unterscheidet – verteidigten und unterlagen, erinnern sich nur zu gut, wie Iglesias und die Seinen ihre neue, der traditionellen Linken ähnelnde Linie durchdrückten. Der Flügel um Iglesias sei "die Arbeiterklasse", die anderen rund um den Spitzenkandidaten in der Hauptstadtregion Madrid, Iñigo Errejón, "kleinbürgerlich". (Reiner Wandler aus Madrid, 23.5.2018)