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Italien wird, als erstes Gründungsmitglied der EU, eine Regierung erhalten, die nur aus populistischen, europaskeptischen Parteien besteht. Eine Regierung, in der mit der Lega eine Partei vertreten ist, die mit dem Front National in Frankreich liiert ist, deren neofaschistische Tendenzen unübersehbar sind und deren Anführer Matteo Salvini FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache als Vorbild nennt. Eine Regierung, die Pläne propagiert, die das Land auf direktem Weg in den Staatsbankrott führen könnten.

Doch diese neue Regierung ist demokratisch einwandfrei legitimiert: Die italienischen Wählerinnen und Wähler haben am 4. März unmissverständlich gegen das alte System gestimmt.

Dass die neue "Regierung des Wandels" mit einem Premier antritt, der in den Augen vieler Protestwähler als Jus-Professor die verhasste Bildungs- und Geldelite verkörpert, mag widersprüchlich wirken. Aber an Widersprüche wird man sich in Italien gewöhnen müssen.

Die Wähler hatten viele und gute Gründe, sich von den traditionellen Parteien abzuwenden. Wenn in einem Land wie diesem immer mehr Menschen in die Armut abdriften und Zukunftsängste haben, während einige wenige immer reicher werden, dann hat das System versagt. Dann haben Protestparteien mit extremen Ansichten ein leichtes Spiel – siehe auch Donald Trump in den USA. Man sollte das, was jetzt in Rom passiert, besser nicht als italienische Extravaganz interpretieren, sondern – endlich – als Weckruf. (Dominik Straub, 23.5.2018)