Friday Harbor – Vor wenigen Tagen ist es dem Naturfotograf Kevin Ebi gelungen, eine außergewöhnliche Kettenreaktion im natürlichen Nahrungskreislauf auf Fotos und Video festzuhalten. Der US-Amerikaner war Mitte Mai im San Juan Island National Historical Park im Bundesstaat Washington gerade dabei, einer Familie von Rotfüchsen mit seinen Kameras nachzustellen. Die Spezies war Anfang des 20. Jahrhunderts in der Region eingeführt worden, nachdem sich Kaninchen – dort ebenfalls ursprünglich nicht heimisch – über die Maßen vermehrt hatten.

Inzwischen hat sich der Fuchs gut ins Jäger-Beute-Netzwerk der 150 Quadratkilometer großen Insel am Eingang des Puget Sound eingefügt: Während er Jagd auf die Kaninchen macht, sind immer wieder auch Adler hinter Reineke selbst her. In der Abenddämmerung wurde Ebi schließlich Zeuge eines eindrucksvollen Beispiels für diesen Abschnitt der Nahrungskette, wie er in seinem Blog berichtet: Nachdem es zuvor schon einem Jungtier gelungen war, ein Kaninchen zu erlegen und zum Bau zu schleppen, hatte wenige Minuten später auch ein etwas älterer Fuchs Glück bei der Kaninchenjagd.

Video: Gerade so davongekommen – allerdings ohne Beute.
Zachary Hartje

Als jedoch dieses Tier seine Beute abtransportieren wollte, geriet es bzw. seine Beute ins Visier eines Weißkopfseeadlers. Zunächst hatte Ebi erwartet, dass der Fuchs angesichts der Gefahr, in der er schwebte, seinen Fang zurücklassen und fliehen würde – doch es kam ganz anders: Der Bodenräuber behielt das Kaninchen im Maul, was den Adler anscheinend dazu bewog, gleich beide zu packen und in die Luft fortzutragen. Der Fuchs wehrte sich heftig und ließ letztlich doch von seinem Fang ab – und der Adler flog alleine mit dem Kaninchen davon. Damit mag dem Fuchs zwar sein Abendessen entgangen sein, aber immerhin kam er weitgehend unbeschadet mit dem Leben davon. (tberg, 25.5.2018)