Mit "Organic News Fluency" gegen Fake-News.

Foto: apa, dpa, Jens Kalaene

Tom Rosenstiel ist Direktor des American Press Institute, Gründer des Pew Project for Excellence in Journalism und Autor des Klassikers "Elements of Journalism", Pflichtlektüre für US-Journalisten. Er war zu Gast im Amerika-Haus und diskutierte dort über Fake-News, über die Zukunft des Journalismus – und über Aufklärung.

Denn, so analysiert Rosenstiel, was nutzt die sorgfältigste Story, wenn das Publikum den Unterschied zwischen Falschmeldung und geprüfter Information, zwischen Propaganda und professionellem Journalismus womöglich gar nicht kennt? Dass sowieso jedem diese Unterschiede bewusst sind, haben Journalisten lange als selbstverständlich vorausgesetzt – und dabei die Transparenz über eigene Arbeitsweisen, Qualitätskriterien und Prozesse vernachlässigt. Maßnahmen wie eine wirkungsvolle Verankerung von Medienkompetenz in der Schule sind längst fällig. Und das ist nicht alles.

Transparenz zentral

Tom Rosenstiel ist überzeugt, dass die Verantwortung nicht auf Publikum, Politik oder andere Akteurinnen abgewälzt werden kann. Die Medienbranche müsse selbst ihre Leserinnen, Hörer und Zuseher dabei unterstützen, gute von schlechter Berichterstattung zu unterscheiden und kritischere und kompetentere Medienkonsumenten zu werden. Schritt für Schritt. Mit einem Konzept, das Rosenstiel "Organic News Fluency" nennt.

Es baut auf der Annahme auf, dass Transparenz im Journalismus zentral für die Überwindung etwaiger Vertrauenskrisen ist – und setzt darauf, diese abstrakte Idee konsequent praktisch umzusetzen. Nicht nur durch Publikation von Ethikkodizes oder Mission Statements, sondern durch neue Formate und neue Erzählformen, in denen ganz bewusst Fragen des Publikums beantwortet werden: Warum wird über dieses Thema berichtet? Wie wurde recherchiert? Welche Entscheidungen mussten wir treffen? Was wissen wir zum Zeitpunkt der Veröffentlichung und was nicht?

Ständiges Wiederholen von journalistischen Grundprinzipien

Natürlich werden diese Themen manchmal ohnehin implizit behandelt. Was das Konzept von Rosenstiel und seiner Kollegin Jane Elizabeth aber unterscheidet: Sie schlagen vor, dass Fragen wie diese verlässlich und konsequent in jedem einzelnen Bericht beantwortet werden, ein ständiges Wiederholen von journalistischen Grundprinzipien. Der Leser sollte diese Fragen immer auffinden und durch jeden Beitrag ohne Anstrengung gewandter, kompetenter und kritischer im Nachrichtenkonsum werden. "Wer diese Fragen stellt, ist nahezu gezwungen, seriös zu berichten. Für die Hersteller von Falschnachrichten wird es jedenfalls sehr schwer, Fake-News zu produzieren, wenn sie genauso transparent mit der Berichterstattung umgehen", sagt Rosenstiel.

Mehr zum Konzept der "Organic News Fluency" mit praktischen Tipps zur Umsetzung finden Sie hier: Journalists can change the way they build stories to create organic news fluency. (Daniela Kraus, 28.5.2018)