So inszeniert der ORF sein Team zur Fußball-WM 2018 in Russland – immerhin ohne leicht bekleidete Tänzerinnen wie einst in Brasilien. Im Bild: Thomas Steiner, Oliver Polzer, Didi Wolff, Michael Roscher, Thomas König, Alina Zellhofer, Michael Bacher, Herbert Prohaska, Rainer Pariasek, Boris Kastner-Jirka, Bernhard Stöhr.

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Wien – Der ORF-TV-Sport wird die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland mit 220 Stunden Live-Programm in Szene setzen. Dazu gibt es ein üppiges Zusatzangebot in den öffentlich-rechtlichen Sendern, das die ORF-Spitze am Dienstag in Wien in Grundzügen präsentierte. Die "Experten-Viererkette" während des Turniers bilden Herbert Prohaska, Roman Mählich, Thomas Janeschitz und Ex-ÖFB-Teamchef Marcel Koller.

Qualitätssport hinter Bezahlschranken

"Wir sind ganz froh, dass wir diese WM und auch die nächste unserem Publikum bringen können", begann die Einleitung von ORF-Generalintendant Alexander Wrabetz. Dass die TV-Rechte für das Megaevent wieder beim ORF landeten, sei keine Selbstverständlichkeit, "weil sich natürlich die Fernsehwelt stark ändert und immer mehr an Qualitätssport hinter Bezahlschranken verschwindet".

Insgesamt sollen rund 100 Mitarbeiter aus Redaktion und Technik eine reibungslose WM-Berichterstattung garantierten. Die Kommentatoren Oliver Polzer, Boris Kastner-Jirka, Thomas König, Michael Roscher, Michael Bacher und Dietmar Wolff melden sich auf ORF eins live aus den WM-Stadien, ansonsten wird in Wien produziert. Das "WM-Studio" wird abwechselnd von Rainer Pariasek, Bernhard Stöhr und Alina Zellhofer moderiert, sachkundige Unterstützung bekommen sie von den vier Experten.

Koller fühlt sich vom ORF "immer gut behandelt"

"Schon lange her", meinte der Schweizer Koller, der als Star des ORF-Pressetermins einen wahren Interviewmarathon hinlegte. Von kleineren Auftritten in ähnlichen Rollen abgesehen wird es für den 57-Jährigen das Debüt als TV-Fachmann. "Ich bin eigentlich beim ORF immer gut behandelt worden", erklärte Koller seine Beweggründe. Zu seinem ehemaligen ÖFB-Assistenten Janeschitz meinte ORF-TV-Sportchef Hans Peter Trost: "Da haben wir für die Intellektuellen was geboten."

Koller betonte, er wolle den Zuschauern Einblicke bieten, was sich in gewissen Situationen innerhalb einer Mannschaft, in der Kabine abspielen könnte. "Die Schwierigkeit ist, dass man ja von außerhalb nichts mitkriegt", erläuterte er. Ein Routinier in Sachen WM-Übertragungen ist hingegen Prohaska. "Ich war 17 Jahre Fußballprofi und bin jetzt sogar schon ein Jahr länger, nämlich 18 Jahre, beim ORF aktiv", konstatierte die Austria-Wien-Ikone.

Ex-FIFA-Schiedsrichter Thomas Steiner wird die Spiele am Regieplatz in Wien beobachten und ein besonderes Augenmerk auf den umstrittenen Videobeweis legen. Die ORF-Kommentatoren sind grundsätzlich auf den Einsatz der Technologie vorbereitet. "Wir wissen halt alle noch nicht, wie es die FIFA in Russland umsetzt", verriet Oliver Polzer.

"WM-Club"

Ein neues Element des ORF bei Fußball-Großereignissen ist der "WM-Club", der an elf Abenden nach den Spielen über die Bildschirme gehen soll. Mit hochkarätigen Gästen sollen spezielle, nicht unbedingt tagesaktuelle Aspekte rund um das WM-Geschehen aufgearbeitet werden. Ziel ist "ein Blick über den Tellerrand", Livepublikum wird es nicht geben. Moderiert wird der "WM-Club" von Kristina Inhof und Christian Diendorfer.

Flankiert wird der rein sportliche Fokus in ORF eins von Dokumentationen – wie dem Universum-Zweiteiler "Russlands wildes Meer" – auf ORF 2 und ORF III, führte Programmdirektorin Kathrin Zechner aus. "Natürlich beschäftigen wir uns auch in der Kultur, vor allem im 'Kulturmontag', mit russischen Künstlern und Künstlerinnen", ergänzte Zechner. Abseits davon wird auch das in die WM-Zeit fallende 40-Jahre-Jubiläum des österreichischen WM-Sieges in Cordoba gewürdigt, wobei die Zugänge "diesmal doch eher auch von der humorvollen Seite angegangen werden". (APA, 29.5.2018)