Zu den wichtigsten katholischen Schriftstellern gehört der heute so gut wie vergessene Franzose Georges Bernanos (1888–1948). Während seines Aufenthaltes auf der kleinen Insel Mallorca hat Bernanos das Morden der Franco-Faschisten als Augenzeuge selbst miterlebt und darüber ein in ungewöhnlich offener Sprache geschriebenes Buch mit dem Titel "Die großen Friedhöfe unter dem Mond" veröffentlicht (Paris 1938; in deutscher Sprache zuletzt 1983, Frankfurt).
Bernanos schildert rücksichtslos, wie "die Roten von Palma", in ihrer Mehrzahl den gemäßigten Linksparteien angehörend, "wie wildernde Hunde niedergeknallt" wurden, "nicht einer von all den Verwundeten und Kranken, die bei den Kriegshandlungen gegen die Katalanen im August und September 1936 auf Mallorca in Gefangenschaft gerieten, wurde von den Nationalen verschont. Auf was hin, frage ich [Bernanos], hätten sie auch verschont werden sollen? Sie galten als außerhalb des Gesetzes stehend, damit standen sie auch außerhalb der Menschheit, waren einfach wilde Tiere." Die katholische Geistlichkeit war insgesamt auf der Seite der Franco-Faschisten, duldete und segnete dieses Morden.
Papst Benedikts Faschistengeste
Unbelehrt und unbelehrbar von dieser geschichtlichen Tatsache hat 2007 der deutsche Papst Benedikt XVI. 498 katholische Priester und Laien, die auf der Seite der Franco-Banden gestanden und umgekommen sind, "selig" gesprochen. Das kann nur als eine bewusste Aktion zur Rehabilitierung der katholischen Bourgeoisie in Deutschland und Spanien eingeschätzt werden. Aber nicht nur das, diese fatale Aktion sollte im Voraus Verständnis der römischen Kurie für das Vorgehen gegen Andersdenkende nicht nur in diesen Ländern signalisieren. Ausgerechnet zu diesem deutschen Papst sind Vertreter der Linken, speziell aus Österreich, im Bündnis mit der rechtskatholischen Laienbewegung Fokolare in ihren Konfirmationsanzügen gepilgert.
Inzwischen haben sich die Verhältnisse im Vatikan geändert, ob nur vorübergehend oder auf Dauer, das weiß niemand. Die Kirche hat historisch gesehen die Tendenz, zu ihrem alten System an der Seite der herrschenden Eliten immer wieder zurückzufinden. Papst Franziskus hat sich von der Faschistengeste seines deutschen Vorgängers distanziert. Das ist von den Medien nicht beachtet worden, ändert aber nichts daran. In seinem ersten Apostolischen Rundschreiben "Evangelii gaudium" hat Papst Franziskus den Namen von Georges Bernanos aus dem schier unendlichen Meer der versunkenen katholischen Literatur zurückgeholt (2013, Absatz 83) und ist mit ihm an die Seite der Opfer getreten. (Gerhard Oberkofler, 29.5.2018)