Wien – Die Mülltrennung wird von 85 Prozent der Österreicher als wichtigster persönlicher Beitrag zum Umweltschutz gesehen. Jedoch nur 30 Prozent sind sich darüber im Klaren, dass Abfälle wertvolle Rohstoffe liefern, ergab eine Studie im Auftrag des Verbands Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB). Das Resultat: Rund 600.000 Tonnen Papier, Glas, Kunststoff und Metall landen jährlich im Restmüll.

"Die Jugend bekennt sich sehr zum Umweltschutz", stellte VOEB-Präsident Hans Roth am Mittwoch bei der Präsentation der Umfrageergebnisse fest, jedoch gebe es eine Diskrepanz bezüglich des Bewusstseins und der tatsächlichen Handlung. Die Abfalltrennung nimmt demnach mit dem Alter zu, sagte Roth – und das sei durchaus überraschend. Nur 29 Prozent der unter 30-Jährigen gab an, "sehr genau" auf die Mülltrennung zu achten, im Schnitt waren es bei der Marketagent-Studie aber die Hälfte aller Befragten. "Einfach wegwerfen können wir uns nicht mehr leisten – weder aus ökologischer noch ökonomischer Sicht", warnte Roth in diesem Kontext.

Nicht nur Umweltschutz alleine

Im EU-Vergleich würde Österreich zwar gut dastehen, trotzdem sind verstärkte Anstrengungen in Sachen Recycling notwendig, sagte Christian Holzer, Sektionschef für Abfallwirtschaft im Umweltministerium. Der Grund dafür ist das Kreislaufwirtschaftspaket der EU, das vorsieht, dass bis 2025 65 Prozent der Verpackungen und ab 2030 70 Prozent recycelt werden. "Es ist möglich, diese Prozentsätze zu erreichen", glaubt Holzer, dazu müsse aber die Sensibilisierung vorangetrieben werden. Dabei gelte es den Bürgern auch zu vermitteln, dass es nicht nur um Umweltschutz alleine geht: In Zeiten der Rohstoffknappheit ist Mülltrennung auch aus wirtschaftlicher Sicht eine Notwendigkeit. Das Verweigeret-Motto "Am Ende wird eh wieder alles zusammengeschüttet" sei jedenfalls eine reine Fake-News.

Dass es einen partiellen Aufholbedarf gibt, zeigt auch die Umfrage, denn nur 26 Prozent aller Befragten stimmen der Aussage zu, dass Abfälle ein essenzieller Teil der ökologischen Kreislaufwirtschaft sind. "Sekundärrohstoffe aus getrenntem Abfall sind in Zeiten von Ressourcenknappheit immens wertvoll, wir sind also auf die Wiederverwertung von Abfall angewiesen", so Holzer.

Das Bewusstsein der Österreicher bei der Mülltrennung sei aber durchaus hoch, stellte Gemeindebund-Präsident Alfred Riedl fest. Diesen hohen Level gelte es noch zu intensivieren, denn nicht vollzogene Mülltrennung sei am Ende auch eine Geldverschwendung. "Es sind Ressourcen, die besser anderswertig genutzt werden", ergänzte Roth. Er sei der EU dankbar, dass es bei Verpackungen jetzt strengere Vorgaben gibt, die das Recyceln vereinfachen. (APA, 30.5.2018)