Markus Hattstein, Christoph Marx, "Imagine – Die 68er und die Weltrevolution". € 25,70 / 200 Seiten. Theiss, Darmstadt 2018

Cover: theiss verlag

Wenn ein Jahrzehnt, noch dazu ein so facettenreiches wie die 1960er, auf 200 Seiten verdichtet wird, darf man sich keine tiefschürfende Analyse erwarten. Was der kürzlich erschienene Band "Imagine" allerdings bietet, sind kurzweilige Schlaglichter auf entscheidende Ereignisse der 60er, die in ihrer poppigen, bildgewaltigen Aufmachung durchaus Interesse wecken.

Markus Hattstein und Christoph Marx porträtieren die Dekade des legendären Jahres 1968 vor allem als eine Epoche der Aufbrüche, der Befreiungsbewegung und der Emanzipation – in Alltagsleben, Kultur, Politik, bis in die Wissenschaft. Rückschrittliche Entwicklungen, die in diesem Jahrzehnt natürlich auch stattgefunden haben, bleiben dabei bewusst unterbelichtet.

Themen wie der Antibabypille, überirdischen Atomtests, der Studentenbewegung, dem Aufstieg des Fernsehens zum Massenmedium und dem Durchbruch der Beatles wird jeweils eine Doppelseite gewidmet – die Ausführungen der revolutionären Umbrüche bleiben dabei an der Oberfläche. Das Buch beginnt mit dem "Afrikanischen Jahr" 1960, in dem 18 Staaten die Unabhängigkeit erlangten. Nach der Sicherung wirtschaftlicher Privilegien traten die Kolonialmächte zugunsten lokaler Regierungen ab.

Weltraumflug und Minirock

Wenige Doppelseiten später befinden wir uns beim ersten bemannten Weltraumflug von Juri Gagarin am 12. April 1961. Einige Wochen darauf ruft Fidel Castro in Kuba den Kommunismus aus.

Die Erfindung des Minirocks durch Mary Quant ist eines der Schlaglichter, das die Autoren auf das Jahr 1962 werfen. Ein weiterer Eintrag ist dem im selben Jahr erschienenen Werk "Silent Spring" von Rachel Carson gewidmet, das den Beginn der Ökobewegung markiert. "Im Nachhinein mag man vieles als naiv und nicht zu Ende gedacht bekritteln, frappierend bleiben jedoch die Kraft und die Energie, mit denen all diese Bewegungen nach vorne drängten, in Teilen durchaus gewaltbereit", schreibt Markus Hattstein.

Dennoch seien die 60er-Jahre in vielerlei Hinsicht wegweisend gewesen – etwa, was die Emanzipation von Frauen, den Schutz von Minderheiten oder die Rechte von Homosexuellen angeht. In der Zusammenstellung wird sichtbar, was einst alles erreicht worden ist – und was immer noch zu tun bleibt, wovon schon vor fünf Jahrzehnten geträumt worden ist. (Tanja Traxler, 4.6.2018)