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In Tuam, einem Heim für unverheiratete Mütter, gibt es ein Massengrab für dort verstorbene Kinder.

Foto: AP/Niall Carson

Dublin – Irland wird von einem weiteren Adoptionsskandal erschüttert: Die Geburtsurkunden von mindestens 126 zwischen 1946 und 1969 adoptierten Kindern wurden gefälscht. Dabei seien die Adoptiveltern als leibliche Eltern eingetragen worden, teilte die Regierung in Dublin am Mittwoch mit.

Dies sei nach Prüfung von 13.500 Akten der katholischen Adoptionsvermittlung St. Patrick's Guild entdeckt worden. Da die Dunkelziffer vermutlich weitaus höher sei, würden nun 150.000 Fälle auch anderer Agenturen geprüft.

Praxis seit langem bekannt

Die Betroffenen, heute zwischen 49 und 72 Jahre alt, hätten möglicherweise "nicht die leiseste Ahnung von den wahren Umständen ihrer Geburt", sagte Jugendministerin Katherine Zappone. Die Praxis gefälschter Angaben sei seit langem bekannt gewesen, sagte die Ministerin – es sei aber nicht leicht gewesen, dies im Einzelfall zu beweisen.

Teilweise wurden die Kinder per Zeitungsinserat weitervermittelt.

"Es wird nun sehr schwierig für die Eltern, die diese Menschen aufgezogen haben", sagte Premierminister Leo Varadkar. Obwohl die Fälle lange zurücklägen, sehe sich die Regierung zur Offenlegung verpflichtet. "Wir öffnen ein weiteres Kapitel der sehr dunklen Geschichte unseres Landes, aber wir sind nun ein anderes Land", sagte der erste offen homosexuelle Regierungschef Irlands.

Irland war in den vergangenen Jahren von zahlreichen Skandalen um den Umgang mit alleinstehenden Schwangeren erschüttert worden. In dem Land gab es im 20. Jahrhundert zahlreiche von der Kirche betriebene Heime für unverheiratete Mütter, die dort unter harten Bedingungen leben mussten. Auch mehrere Skandale um Kindesmissbrauch durch Priester ließen das Ansehen der Kirche in dem lange Zeit streng katholischen Land sinken. (APA,AFP, 30.5.2018)