Während das derzeit in den Ausweichquartieren in der Hofburg und am Heldenplatz "arbeitende" Parlament, also die Abgeordneten, Anfang Juli in die Sommerpause geht, wird im Parlament am Ring weiter auf Hochtouren gearbeitet. Der Fortgang der Sanierung des 135 Jahre alten Bauwerks von Theophil Hansen ist außen zurzeit weithin sichtbar am zweiten von vier Baukränen – einer rot, einer orange – zu verfolgen. Im Inneren sind aktuell täglich rund 200 Bauarbeiter vor allem mit Abbruch- und Demontagearbeiten beschäftigt.

Nussholzstreben in Seidenpapier

Dabei fallen neben klassischen Baustellentätigkeiten mit Stahl und Beton auch diffizile Arbeiten an, die der historisch wertvollen Bausubstanz geschuldet sind. Nachdem die Abgeordnetenreihen sowie die Regierungsbank und der Präsidiumsplatz im Plenarsaal Baugerüsten gewichen waren, wurde die komplette Wandverkleidung von Hand abmontiert und jede Nussholzstrebe nummeriert und in Seidenpapier verpackt für die Wiedermontage aufbewahrt.

Eine ähnlich aufwendige Prozedur läuft jetzt gerade. Im gesamten Gebäude werden 40.000 Quadratmeter Böden herausgenommen – 70 Prozent Parkett und der Rest Steinplatten aus Marmor, Sand- und Kalkstein. Jede einzelne Platte wird beschriftet, um später wiederverlegt zu werden. Der Grund für diese Operation sind nicht nur die gesetzlich vorgeschriebene Erdbebensicherheit und die künftige Barrierefreiheit.

Eine Million Meter Kabel

Es gilt, darunter eine Million Meter Kabel für Strom, Heizung und Kühlung zu verlegen, denn der Denkmalschutz verbietet Bohrungen in den Wänden des Hohen Hauses. Außerdem werden 750 Fenster thermisch saniert, 600 Türen saniert und 500 Luster und Leuchten demontiert, gereinigt und restauriert.

Wenn alles nach Plan läuft – und das muss es tunlichst, gibt es doch einen verbindlichen Finanzrahmen des Parlaments mit 352,2 Millionen Euro, "der im Interesse der Steuerzahler einzuhalten ist", wie Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) betont -, dann hat die Demokratie im Frühjahr 2021, wie "Bauherr" Sobotka sagt, "eine neue und würdige Heimat". (Lisa Nimmervoll, 1.6.2018)

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Homepage des Parlaments zur Sanierung

Da, wo früher historische Nussholzstreben den Plenarsaal einrahmten, sind jetzt nur noch nackte Mauern. Jede einzelne Leiste wurde händisch abmontiert, nummeriert und wird nach der Restaurierung wieder im neuen Sitzungssaal montiert.

Foto: Parlamentsdirektion / Michael Buchner

Ohne Plan wird nichts herausgerissen im Hohen Haus...

Foto: Parlamentsdirektion / Michael Buchner

... jede Bodensteinplatte wird genau beschriftet, ...

Foto: Parlamentsdirektion / Michael Buchner

... um nach der Verlegung von einer Million Meter Kabel wieder am richtigen Ort platziert zu werden.

Foto: Parlamentsdirektion / Michael Buchner

Noch hängt er inmitten der Baugerüste, der 650 Kilo schwere Bundesadler, aber auch er wird restauriert.

Foto: Heribert Corn

Pallas Athene, die Göttin der Weisheit, soll auch die zeitlose Gültigkeit der Demokratie symbolisieren.

Foto: Heribert Corn

Draußen dominieren mittlerweile zwei Baukräne die prominente Großbaustelle an der Wiener Ringstraße.

Foto: Heribert Corn

Zum ersten, dem gelben, kam in der Zwischenzeit noch ein roter, zwei weitere Baukräne – alle auf sicherem Fundament platziert – folgen.

Foto: Parlamentsdirektion / Michael Buchner