Früher wurde am Graben 5 die Gogo-Bar beworben, ...

Foto: wikipedia/Tobias "ToMar" Maier/[cc;3.0;by]

... heute wird das ganze Haus zum Verkauf angeboten. Bald könnten hier schon Büronutzer ein- und ausgehen.

Foto: cyra Immobilien

"Flatrate in der Gogo-Bar", "Pornokino im ersten Stock": Bis vor wenigen Jahren lockten Angebote wie diese Besucher hinter die Fassade des grauen Hauses in der Linzer Innenstadt. Eine protzige Leuchtreklame über dem Eingang hieß die Gäste dann willkommen im "Sexodrom". 15 Jahre lang hat der Linzer Rotlichtkönig Peter Stolz hier am Graben 5 den Erotiktempel mit dem unzweideutigen Namen betrieben. 2016 schloss das Etablissement jedoch endgültig seine Pforten.

1,8 Millionen Euro soll Stolz für die vierstöckige Immobilie mit etwa 1200 Quadratmeter Nutzfläche verlangt haben. Dem Vernehmen nach wurde das Haus in der Linzer Innenstadt dann aber um weniger verkauft. In der Zwischenzeit hat das Gebäude noch einmal den Besitzer gewechselt: Marc Zeller, der in Linz einige Lokale betreibt, kaufte das Gebäude, den Preis will er nicht verraten.

Er wollte dort ursprünglich einen Nachtclub eröffnen. "Aber es waren Probleme mit den Anrainern zu erwarten", so Zeller im Gespräch mit dem STANDARD.

Nun ist eine Nutzung als Bürostandort angedacht. Zeller will das Gebäude jedenfalls verkaufen: "Wir sehen uns nicht im Immobiliengeschäft."

Gebäude entkernt

Mittlerweile ist das Gebäude entkernt, an die Geschichte erinnert laut Zeller dort nichts mehr – bis auf das Penthouse des früheren Eigentümers mit augenscheinlich durchaus herb-dekadentem Geschmack. Der Kristallluster, prunkvolle rot-goldene Vorhänge und der offene Kamin mit Wappen sind auf Fotos noch ersichtlich.

Was mit dieser Wohnung geschieht, ist noch offen, berichtet der zuständige Makler Cyrus Rahmat von Cyra Immobilien. Er erachtet die Lage als idealen Bürostandort für Anwälte, Steuerberater und Notare.

Nun gebe es auch zwei konkrete Interessenten, darunter ein Anbieter von Coworking-Flächen für Start-ups. "Wir hoffen, dass es bis zum Sommer eine Entscheidung gibt", so Rahmat, der klarstellt: "Die Geschichte dieses Gebäudes ist den Interessenten komplett egal, es gibt in keinster Weise ein Negativimage."

15 bis 20 Interessenten habe es bisher für das Gebäude gegeben. Nicht ein einziger habe sich für die frühere Nutzung interessiert.

Stattdessen zählt, was bei allen Immobilien zählt: die Lage. Und die, davon ist Rahmat überzeugt, ist hervorragend.

Laufhaus als Anlageobjekt

Auch in Wien wurde schon so manchem Etablissement am Gürtel oder im Stuwerviertel eine ganz neue Nutzung verpasst. "Bei solchen Immobilien kommt es sehr auf das Umfeld an", sagt Stefan Goigitzer, Geschäftsführer der Makler- und Bewertungsfirma Coore. "Aber wenn eine solche Immobilie einem konservativen Fonds angeboten wird, dann könnte das intern schon zu Diskussionen führen."

"Ihre Geschichte kann einer Immobilie schaden und die Vermarktung erschweren", sagt auch Alexander Fenzl, Gewerbeimmobilienexperte bei Otto Immobilien. Schwierig könne es auch für jene sein, die an einer berüchtigten Adresse arbeiten müssen.

Auf Immobilienplattformen finden sich jedenfalls zahlreiche teils noch in Betrieb befindliche Rotlichtetablissements, für die neue Besitzer gesucht werden. In St. Johann im Pongau ist aktuell etwa ein Objekt mit 360 Quadratmeter Nutzfläche und aufrechter Bordellgenehmigung um 650.000 Euro zu haben. Die Immobilie wird, so heißt es im Inserat, mit bestehendem Inventar verkauft und könnte "sofort als Bordell, Laufhaus, Nightclub, Swingerclub, Gastronomie, Gewerbe oder Wohnen" genutzt werden.

Österreicher und Russen

Auch in Oberwart steht ein Bordell um 690.000 Euro zum Verkauf. Der Verkäufer wendet sich mit seinem Inserat auch an Anleger und verspricht Toprendite.

Johann Kurt Glocknitzer, Geschäftsführer des südburgenländischen Maklerbüros Golden Globe Immobilien, hat aktuell mehrere Laufhäuser im Angebot, denn die Fluktuation sei hoch. "Geschäft ist Geschäft", sagt er – und lacht, wenn man ihn fragt, warum er die ungewöhnliche Assetklasse vermarktet, die besonders von Österreichern und Russen gekauft werde. Was zähle, sei die richtige Größe und ausreichend Parkplätze, auf denen diskret geparkt werden kann. Und so wie bei den meisten anderen Assetklassen gilt: "Das Haus muss in Schuss sein." (Franziska Zoidl, 3.6.2018)